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Die Geschichte eines sensiblen Riesen!

27.01.2022

Eckdaten:

  • Name:Rich Charles J
  • geboren am 23.05.2010
  • Wallach
  • Deutsches Sportpferd
  • Fliegenschimmel

 

Hallo meine Lieben!

Mein Name ist Rich Charles J, aber das wisst ihr ja schon. Gerufen werde ich üblicherweise mit „Charly“. Alles andere wäre wohl zu aufwendig. Ich habe gehört ihr würdet gerne mehr über mich erfahren. Na dann lasst mich mal loslegen:

Gezüchtet, geboren und eine Zeit lang aufgewachsen bin ich in Lauchhammer, einem industriellen Eck bekannt für seine Bergbautradition in Deutschland. Dort begann also meine Reise, die mich als erstes  über einen Herren zu einer Springreiterin nach Österreich führte und ehe ich mich versah, brauchte ich quasi einen Asylantrag. Bei hübschen Wallachen sind die da Gott sei Dank sehr nachsichtig. Leider wollte auch diese Dame mich nicht behalten und ich landete in einer kleinen Box bei einer Händlerin/Züchterin/Reitschulbesitzerin in der Nähe von Amstetten. Lange sollte ich aber auch dort nicht bleiben, denn bereits nach wenigen Tagen stand da dieses blonde, langhaarige Mädchen , sah mich an und ich wusste, es war um sie geschehen. Da ich im Grunde ja auch damals schon ein ganz artiger Junge war, hatte sie auch in dieser Hinsicht keine Bedenken. Nichts, das man mit etwas Arbeit nicht hinbekommen würde. Damit aber wirklich keine Zweifel bestanden, dass ich DER RICHTIGE bin, wurde einige Tage später noch die Meinung eines Tierarztes eingeholt. Auch hier konnte nichts festgestellt werden, abgesehen von meiner Hypersensibilität und JA, damit musste ich ihm wohl oder übel Recht geben. Ein großer Schmusebär war ich noch nie, das überlasse ich den richtigen Bären, und auch diese ständigen Berührungen da und dort an meinem Körper muss ich nicht haben - ich ertrage sie halt. Aufgrund meines sensiblen Gemüts kann es passieren, dass ich bereits beim kleinsten Kratzer der Meinung bin, das Körperteil gehöre abgenommen. Bisher war dies zum Glück noch nie der Fall. Auch bei Wind kann es sein, dass mein Blutanteil mir einen Streich spielt, wobei ich immer händelbar bin (wenn man weiß wie).

Die letzten Jahre im Offenstall haben mich ziemlich abgehärtet und ich vertrage mittlerweile wetterbedingt sehr viele Umstände. Kenne Baukräne, Holzarbeiten, Dachstühle über meinem Kopf und Lärm. Im Herdenverband habe ich gerne einen Chef, der mir sagt, wo es lang geht und mich auch mal maßregelt (sehr rangniedrig), aber nicht unterdrückt. Habe ich meine Position in der Herde gefunden, liebe ich es mit meinen Kollegen herumzutollen.

Nun aber zurück zum eigentlichen Thema. Ich war also in diesem schicken Offenstall mit dem Pensionisten und dem Jungspund. Das Mädchen kam mich jeden Tag besuchen, machte mich schick und zog einen abwechslungsreichen Fitnessplan mit mir durch. Danach gab es immer eine Kleinigkeit als Stärkung für Sportler, wobei ich mich über gereifte Bananen immer am meisten freute.

Der erste Tiefschlag kam aber sehr bald, denn nach einer falsch diagnostizierten und daher relativ lang andauernden Lungenentzündung wurde, als der Husten nicht aufhörte, eine leichte Allergie gegen Hausstaubmilben bei mir festgestellt. Vom Herbst bis ins Frühjahr ist von der Allergie kaum/nichts zu merken und auch im Sommer habe ich sie mittlerweile sehr gut im Griff, solange ich mich genug bewege. Sollte dies einmal nicht der Fall sein, denn wer hat nicht auch hin und wieder faule Tage, kann man mich mittels Inhalation (nicht medikamentös) sehr gut unterstützen. Durch die exzellente Betreuung in meinem Zuhause konnte ich mein Leben trotz allem so genießen, wie ich es gewohnt war, machte ab und an ein paar Ausflüge mit den Mädels (von denen gibt es bei mir tatsächlich mehr, da bin ich etwas verwöhnt) und zeigte meine tolle Aufmachung sogar vor Anderen. Präsentieren kann ich mich nämlich schon, natürlich nur, wenn mir danach ist.
Irgendwann kam das Mädchen, das sich auch mein „Frauli“ nannte, weniger und wirkte irgendwie anders. Während ihrer Abwesenheit versorgten mich Menschen, die sie „Freundinnen oder Schwester“ nannte. Durch deren Plaudereien konnte ich dann auch ausmachen, dass mein Frauli wohl sehr krank war (irgendwas mit den Knochen stimmte wohl nicht) und daher oft nicht die nötige Kraft aufbringen konnte, um mich zu besuchen. Dafür freute mich an den Tagen, an denen sie dann doch kam, oft umso mehr und trabte, auf ihren Ruf nach mir, aufmerksam auf sie zu.

Dies ging einige Zeit so dahin und da sie mich, auch bei wiedergewonnener Kraft, meist nur zu gemütlichen Ausritten entführen konnte, blieb auch mein aufkommendes „Wehwehchen“ sehr lange unentdeckt, denn im Schritt stört es mich auch heute noch gar nicht.

Irgendwann fiel es dann doch allen nach und nach auf, dass mich dauerhaft immer wieder das gleiche Bein zwickt und somit warein Besuch bei der Tierärztin mit voller Ausstattung  unumgänglich.

Was soll man sagen? Wie der Herr, so das Gescherr…

Denn das, was die liebe Frau Doktor fand, ist der Grund, warum ich hier von mir erzählen soll.

Eine Knochenzyste über meinem Karpalgelenk vorne links - seeeeehr selten – und leider wenig bis keine Heilungschance. In meinem Fall ist es leider inoperabel. Trotzdem schlossen sich mein Frauli, die Tierärztin und ihre Freundinnen zu einem Pakt zusammen und verfrachteten mich gleich 2x (in meinen Augen für eine gefühlte Ewigkeit) in eine Tierklinik. Sie murmelten irgendetwas von „Alles was Sinn machen könnte, wird noch versucht.“ Schon gruselig, aber ich benahm mich bei den Behandlungen wirklich vorbildlich.

Ist das schon das Ende der Geschichte? Ich will nicht sagen, dass das alles nichts gebracht hat, aber belastbar werde ich dennoch nicht mehr werden. Daher wünsche ich mir nun ein Zuhause, in dem mein Frauli mich gut versorgt weiß, optimalerweise mit vieeeeeel Auslauf (die Tierärztin meint, dass tue meinen Beinen und der Lunge sehr gut) und vielleicht sogar mit der Option besucht zu werden, natürlich nur um meine geliebten Bananen zu ergattern.

 

Mit sehr viel Zuversicht und liebsten Grüßen,

Charly & Teresa

 

Nähere Infos & Kontakt: Teresa Sucko, Tel.: (+43) 0681/842 498 33 oder teresa.sucko@gmail.com