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Verheerende Folgen für die Menschheit

Im 4. Jh. v. Chr. verfaßte der Grieche Platon sein berühmtes Buch „Der Staat“, das verschiedene Reden des großen Philosophen Sokrates enthält. Unter anderem spricht Sokrates darüber, wie ein Staat seine wirtschaftliche Grundlage gesund erhalten kann und in diesem Zusammenhang weist er darauf hin, daß die allgemeine vegetarische Ernährung notwendig ist. Er warnt, daß mehr Weideland benötigt werde, sobald die Menschen begännen, den Tierbestand zu erhöhen, um zusätzlich Schlachttiere zu halten:

„Und das Land, das ursprünglich groß genug war, um all seine Bewohner zu versorgen, wird auf einmal zu klein sein, und so werden wir in den Krieg ziehen müssen.“

Es ist erstaunlich, daß auch dem Philosophen Sokrates nicht nur die gesundheitlichen Nachteile des Fleischessens bekannt waren, sondern offensichtlich auch die ökonomischen. Er weist mit Recht darauf hin, daß die Erde genug Nahrung für alle ihre Bewohner hervorbringt, daß aber ein Fehlverhalten von nur weinigen Menschen schon weittragende Folgen haben kann. Welch verhängnisvolles Ausmaß diese Folgen heute angenommen haben, hat sich allerdings selbst Sokrates kaum vorstellen können. Der Teufelskreis, der durch das Essen von Fleisch ausgelöst wird, ist wahrscheinlich das typischste Beispiel für die Vernetzung von menschlicher Vernunft und Zerstörung.

Nahrungsmittelverschwendung

Fleisch ernährt wenige auf Kosten vieler. Für die Produktion von Fleisch wird wertvolles Getreide, das den Menschen direkt ernähren könnte, an Tiere verfüttert. Laut amtlicher Angaben des Landwirtschaftsministeriums der USA werden über 90 % des in Amerika angebauten Getreides an Tiere verfüttert (Rinder, Schweine, Lämmer, Geflügel, usw.). Oder anders ausgedrückt: Den Schlachttieren Amerikas wird jährlich mehr Getreide verfüttert, als die Bevölkerung von Indien und China zusammengenommen zur Ernährung braucht! (Heller: das Brot des Siegers, 1985, S. 27).

Doch dieses Verfahren, Getreide in Fleisch umzuwandeln, ist über alle Maße verschwenderisch. Fleischproduktion ist, energetisch gesehen, die schlechteste Form der Bodenausnutzung: Um ein Rind ein Jahr lang zu mästen, benötigt man 0,5 ha Land. Nach einem Jahr erhält man von diesem Tier ca. 300 kg eßbares Fleisch. Hätte man während diesem Jahr auf derselben Fläche Getreide oder Kartoffeln angepflanzt, hätte man 3000 kg bzw. 20.000 kg Nahrungsmittel bekommen, also 10 mal mehr Getreide und 65 mal mehr Kartoffeln als Fleisch!

Diese verschwenderische Nahrungsmittelproduktion geschieht willentlich. Seit dem Zweiten Weltkrieg haben finanzstarke Konzerne begonnen, zahllose Kleinbetriebe aufzukaufen und in riesige Kommerzfarmen umzuwandeln, um das Land mit Monokulturen auszubeuten. Und seit der Ostöffnung hat sich dieses "land-grabbing" in noch viel stärkerem Ausmaß auf die ehemaligen Ostblock-Staaten, in jüngster Zeit auch auf die Ukraine, ausgedehnt. Dadurch warfen die Großgrundbesitze (die hauptsächlich europäischen, amerikanischen und japanischen Chemie-, Versicherungs- und Bankriesen gehören) dreifache und noch höhere Getreideerträge ab, was nur möglich war durch den Einsatz von hochtechnologischen Maschinen, genetisch manipuliertem Saatgut, chemischen Düngern und Agrargiften. Um zu verhindern, daß durch diese Überproduktion die Preise sinken, mußten die Ernteerzeugnisse vom Markt ferngehalten werden, das heißt anders verwendet bzw. verschwendet werden. Man stand also vor der Frage, wie man den Überfluß profitbringend loswerden konnte. Die Antwort lag auf der Hand: durch Fleischproduktion! Die Rechnung war einfach: Man mästet die künstlich gezüchteten Tiere mit der überproduzierten Nahrung, die an sich ein totes Kapital darstellt und verkauft das Fleisch alsdann mit hohem Gewinn!

Tiere fressen eine viel größere Menge Futter, als die Schlachtung Fleisch ergibt, und von allen Tieren ist das Rind am ungeeignetsten, pflanzliches Protein in tierisches Protein zu verwandeln. Rindfleisch stellt also die „ideale“ Verschwendung dar: 1 Kilo Rindfleisch entspricht 16 Kilo Getreide. Die restlichen 15 Kilo, also 84 % sind für den Menschen verloren. Die Fleischwirtschaft kommt also einer Vernichtung von Nahrungsmitteln gleich. Und dennoch (oder gerade deshalb?) wird die Fleischproduktion durch neue Gesetze mit riesigen Subventionen gefördert, und zwar auf Kosten des Konsumenten: mit seinen Steuergeldern in Form von Subventionen an die Schlachttiermäster bzw. Tiertransportlobby und durch Erhöhung der Preise für die gesunden, natürlichen Nahrungsmittel, wie Brot,  Gemüse, Obst, Nüsse und Samen. Während Fleisch dadurch künstlich billiger angeboten wird, steigen die Brot- und Gemüsepreise! Die oben beschriebene Taktik der Großkonzerne führte explosionsartig zu einem gesteigerten Bedarf, und dem Volk mußte das Fleisch des wachsenden Fleischberges irgendwie schmackhaft gemacht werden. Über eine großangelegte Werbung und „wissenschaftliche“ Propaganda wurde verkündet: Fleisch sei gesund, der Mensch brauche viel Protein, pflanzliches Protein sei minderwertig, Vegetarier hätten Mangelerscheinungen, usw. Leider wird dieser werbungstechnische Unsinn auch heute noch von vielen Medizinstudenten, Ärzten und „Ernährungswissenschaftlern“ geglaubt und verkündet!

Ausbeutung der Dritten Welt

Wohlstandsländer verschwenden nicht nur ihr eigenes Getreide, indem sie es an ihre Schlachttiere verfüttern, sondern verschwenden für diesen Zweck auch Futtermittel, die in der Dritten Welt angebaut werden. Dadurch wird den dortigen Bauern lebensnotwendiges Acker- und Weideland geraubt, was das Gleichgewicht der Wirtschaft in diesen Ländern zerstört und zu Viehsterben und Nahrungsmittelknappheit und dadurch zu Importabhängigkeit und Verschuldung führt.

47 % der globalen Getreideproduktion wird an Schlachttiere verfüttert. Demgegenüber sterben nach UNO-Statistik täglich 43.000 Kinder an Hunger! Stellvertretend für all diejenigen, die diese Zusammenhänge erkannt haben, sagt der Schweizer Nationalrat und Dritte-Welt-Experte Prof. Jean Ziegler: „Diesen fürchterlichen Massenmord will ich nicht mehr mitmachen. Kein Fleisch zu essen ist ein minimaler Anfang.“

Solche Tatsachen haben Weltwirtschaftsexperten veranlaßt, darauf hinzuweisen, daß das Hungerproblem der Welt im Grunde von wenigen Menschen verschuldet ist. Nicht (nur) die Überbevölkerung ist die Ursache der Nahrungsmittelknappheit, unter der heute fast Dreiviertel der Erdbevölkerung leidet, sondern der Mißbrauch der Nahrungsmittel. Wir produzieren mehr als genug Nahrungsmittel für alle Menschen auf unserem Planeten, doch wir verteilen sie ungerecht, indem wir sie verschwenden, das heißt, den Schlachttieren verfüttern oder tonnenweise ins Meer schütten bzw. verbrennen, nur um den Preis stabil zu halten.

Die Fleischproduktion verursacht in den Ländern der Dritten Welt aber nicht nur Hunger, sondern auch die Zerstörung der Umwelt. Der tropische Regenwald, Hauptquelle der Sauerstoffproduktion unseres Planeten, bedeckte noch im Jahre 1945 die Erde mit einer Ausdehnung von 16 Millionen Quadratkilometern. In den letzten fünf Jahrzehnten jedoch ist diese „grüne Lunge“ weltweit um mehr als 50 % geschrumpft! Wo vorher die üppige tropische Vegetation vieler Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bot, setzt nach der Rodung sofort die Erosion ein, und nach wenigen Jahren der profitgierigen Nutzung bleibt nichts anderes als eine karge Wüstenlandschaft übrig. Und wer ist schuldig? Hauptsächlich die internationalen Fleisch- und Hamburgerkonzerne, die das gerodete Land als Weideflächen für ihre Schlachttierherden oder als Ackerland für riesige Futtermittelplantagen (z. B. für Soja) verwenden, und zu einem gewissen Teil auch die Papier- und Holz-Multis. „Das reichste Ökosystem der Erde wird also zu Hamburgern (Statistiken zeigen, dass der weltweit größte Hamburger-Konzern im Jahr mehr als 500 neue Filialen eröffnet – alle 17 Stunden eine – und pro Sekunde 140 Hamburger verkauft – mit rapide steigender Tendenz. Für einen einzigen Hamburger (!) müssen vier bis fünf Quadratmeter Regenwald in Weide- oder Ackerland umgewandelt werden, zu Sperrholz und Packpapier verarbeitet – für Europäer, Amerikaner und Japaner.“ (Neue Zürcher Zeitung, 30.3.1983). Skrupellos werden einheimische Kleinbauern in die Städte vertrieben, das Land wird mit Monokulturen und Chemie ausgebeutet, der Boden mit schweren Maschinen zerdrückt und der natürliche Kreislauf der Nahrungsversorgung zerstört.

Der brasilianische Erzbischof Helder Camara faßte diese Mißstände mit folgenden Worten zusammen: „Überall in der Dritten Welt wird die Landwirtschaft auf Kosten des Volkes modernisiert. Um die Konsumgewohnheiten der Reichen zu befriedigen, die immer mehr Fleisch essen wollen, läßt man das fremde Vieh die kärglichen Kulturen der wehrlosen Kleinbauern zertrampeln.“ (zitiert in : „Die Schuld der Fleischesser“, Tagesanzeiger, Zürich, 23.9.1978).

Zerstörung des ökologischen Gleichgewichtes

Der Teufelskreis zieht aber noch weitere Kreise. Tiere sterben aus, mittlerweile mindestens eine Tierart pro Tag! Nicht nur die Tiere des Urwaldes, sondern auch andere Tiere erliegen der Umweltzerstörung und der Mordlust des Menschen. Dies schlägt auf den Menschen zurück. Zum Beispiel stellen viele Bauern fest, daß es vermehrt Ungezieferplagen gibt, da die Insekten- und larvenfressenden Vogelarten verschwinden – aufgrund der Monokulturen, Agrargifte, Hecken- und Waldabholzungen usw. Die riesige Abholzung ist auch eine der direkten Ursachen für die weltweite Klimaverschiebung, deren katastrophale Folgen (Treibhauseffekt, Dürren, Wüstenausbreitung, Überschwemmungskatastrophen, Abschmelzen der Polkappen usw.) bereits überdeutlich sichtbar sind. Auch in den modernen Industrienationen sind die Schäden, die durch Monokulturen, Profitwirtschaft und Fleischessen verursacht werden, fatal. Diese äußern sich vor allem in der extremen Umweltverschmutzung. Die stark verunreinigten Abwässer von Mastbetrieben und Schlachthöfen tragen in hohem Maße zur Überdüngung und Abtötung der Seen, Flüsse und Meere bei.

Allein auf einem mittleren Mastbetrieb mit 5000 Kälbern entstehen jährlich zehn Millionen Liter Jauche! Die in Deutschland von den Masttieren erzeugte Jauche hat ein solches Ausmaß erreicht, daß jährlich pro Person mehr als drei Tonnen Jauche anfallen.

Ein Beispiel: Zum Anbau von einem Kilogramm Weizen werden nur rund 60 Liter Wasser benötigt, wohingegen die Produktion von einem Kilogramm Fleisch zwischen 2500 und 6000 Liter Wasser erfordert, die dann im Gülleloch landen. Wohin mit diesem Meer von Jauche? Man versucht, sich ihrer zu entledigen, indem man sie auf die Felder kippt; aber da zwischen der Menge der Tierexkremente und dem zur Verfügung stehenden Land kein Verhältnis mehr besteht, werden die Felder oft maßlos überdüngt. So gerät die Gülle, die auch die den Tieren verabreichten Chemikalien enthält, in das Grundwasser (Flüsse, Seen, Meere).

Eine der sichtbaren Folgen dieser Eingriffe in die Natur sind die sterbenden Meere, wie die Nordsee und das Mittelmeer. Fische sterben, Algenschwemmen treten auf, usw. Ursache dafür sind in erster Linie Phosphate und Nitrate. Allein in die Nordsee werden jährlich etwa 100.000 Tonnen Nitrate geschwemmt. Diese Salze stammen aus der Industrie und den kommunalen Kanalisationen entlang den Zuflüssen und auch – wie hinlänglich erwiesen -  zu einem großen Teil aus der kommerziellen Landwirtschaft und den Tierschlächtereien. Die massenweise produzierten tierischen Exkremente haben darüber hinaus noch eine weitere Nebenwirkung: sauren Regen. Die holländische Regierung, die diese Zusammenhänge erforschte, kam zu dem Ergebnis, dass die Ammoniak- und Methangas-Emissionen der Güllebehälter von Massentierhaltungen zu saurem Regen führen und zu einem Drittel für das Waldsterben verantwortlich sind.

Der Ökologe Dr. Georg Borgström errechnete, daß durch die Fleischproduktion zehnmal mehr Verschmutzungen verursacht werden, als durch Privathaushalte und dreimal mehr als durch die Industrie.

Mit anderen Worten: Durch eine vegetarische Ernährung könnten viele Probleme, die die heutige Welt belasten, mit einem Mal gelöst werden. In Anbetracht all dieser Gründe ist es sehr schwer zu verstehen, wie es sich jemand noch leisten kann, nicht Vegetarier zu sein.