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Religion

Siehe auch die Seite "Jesus und die ersten Christen waren Vegetarier - Mißbrauch von Christus durch die Kirche und der Krieg gegen die Tiere"

Christentum - Judentum - Islam - Buddhismus- Hinduismus

Barmherzigkeit und Mitgefühl gegenüber Schwächeren sind zwei grundlegende Werte, die von sämtlichen Religionen der Welt hoch geachtet werden. Aber warum werden sie heute nicht auch auf die Tiere bezogen? Warum fordert heute keine der großen Religionen von ihren Gläubigen, mit dem Schlachten von Tieren aufzuhören?

Wäre es nicht logisch anzunehmen, daß Gott, der nur das Beste für Seine Schöpfung will, den Menschen die gewaltlose, gesunde vegetarische Ernährung empfiehlt? Doch dieses grundlegende und selbstverständliche religiöse Prinzip der vegetarischen Lebensweise wird von vielen Religionen heutzutage völlig verkannt, ja sogar oft bewußt heruntergespielt oder geleugnet.

Die Grausamkeit gegen die Tiere und auch schon die Teilnahmslosigkeit gegenüber ihren Leiden sind meiner Ansicht nach eine der schwersten Sünden des Menschengeschlechts. Sie ist die Grundursache der menschlichen Verderbtheit. Wenn der Mensch so viele Leiden schafft, welches Recht hat er dann, sich zu beklagen, wenn auch er selber leidet?“ – Romain Rolland (1855-1944, französischer Dichter; Literaturnobelpreisträger 1915).

Und der weltberühmte Komponist Richard Wagner (1813-1883) sagte: "Was erwarten wir von einer Religion, wenn wir das Mitleid mit den Tieren ausschließen?"

Von den heutigen Religionen jedoch wird diese Sünde weder als solche angesehen noch als solche bekämpft. Wenn wir aber die ursprünglichen Lehren der einzelnen Religionen betrachten, sehen wir, daß das Schlachten von Tieren nirgendwo gutgeheißen wird, ja daß es sogar in vielen Religionen verboten ist.

Christentum

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Aus der frühchristlichen Geschichtsschreibung geht hervor, daß die ersten Heiligen und Lehrer der direkten Nachfolge Jesu nur fleischlose Nahrung zu sich nahmen, ja sogar einige Apostel wurden namentlich erwähnt. Im Buch Paedagogus (II, 1) des Clemens von Alexandrien (150-215) heißt es, daß der Apostel Matthäus „von Pflanzenspeisen lebte und kein Fleisch berührte“. Der griechische Geschichtsschreiber Eusebius (264-339), Bischof von Caesarea, weist in seiner Kirchengeschichte (II 2,3) darauf hin, daß der Apostel und Evangelist Johannes ein strikter Asket und Vegetarier war. Und der Apostel Petrus bezeugt in den Clementinischen Homilien (XII,6): „Ich lebe von Brot und Oliven, denen ich nur selten ein Gemüse hinzufüge.“. Weitere Beispiele frühchristlicher Vegetarier sind Tertulla (160-220), Origines (184-254), der hl. Antonius (250-356), der hl. Hieronimus (-420) und Johannes Chrysostomos (344-407), um nur die wichtigsten zu nennen.

Wie das Fleischessen in die Bibel kam!

Bis in das 4. Jahrhundert weisen die Spuren der frühchristlichen Gemeinden aus Palästina, Byzanz, Griechenland und Alexandrien (Ägypten) darauf hin, daß bei ihnen das Trinken von alkoholischen Getränken und das Essen von Fleisch abgelehnt wurde. Sie erhielten ihr Wissen über die Lehren Jesu, von den vielen damals zugänglichen heiligen Schriften. Viele dieser ur-christlichen Schriften wurden später jedoch vom „westlichen“ Christentum, dem neuen Zweig mit Rom als Zentrum, ignoriert oder abgelehnt – aus Unfähigkeit, den darin enthaltenen Lehren zu folgen, und auch aus rein machtpolitischen Interessen. Die nach Rom abgewanderten Christen waren bereit, mit der unchristlichen römischen Lebensweise Kompromisse einzugehen, um durch diese Haltung den im ganzen Römerreich durchgeführten Christenverfolgungen zu entgehen und sich bei der Obrigkeit beliebt zu machen. Sie erlangten dadurch sogar die Gunst des damaligen Kaisers Konstantin (337), der sich in der Folge tatsächlich (am Totenbett!) „bekehren“ ließ. Konstantin, der notabene ein überzeugter Fleischesser und Trinker war und es auch blieb, entschied, daß die römische Form des Christentums die Religion für alle Bürger seines Reiches sein solle, und diesen Beschluß setzte er in der Folge unter brutalster Gewaltanwendung durch. Im Jahre 325 berief Konstantin das Konzil von Nicäa ein, bei dem gewisse Gelehrte (sogenannte „correctores“) beauftragt wurden, die zahlreichen frühchristlichen Dokumente über das Leben und die Lehren Jesu zu „sortieren“ und zu „korrigieren“. Nur vier der vielen ursprünglichen Zeugnisse wurden als Evangelien anerkannt und zu einem Kanon zusammengefaßt, der jedoch bis heute nicht unumstritten war. Erst ein halbes Jahrhundert später (382) wurde eine mehrmals überarbeitete kanonische Textauswahl von Papst Damasus als „Neues Testament“ anerkannt.

Der Theologe und Urchristenforscher G. Ousley kommentiert diese vorsätzliche Änderung als Verwässerung der Lehren Jesu wie folgt: „Alles, was diese correctores taten, war, daß die nach peinlicher Sorgfalt die Evangelien um ganz bestimmte Lehren unseres Herrn beschnitten, denen sie (bzw. Konstantin) nicht zu folgen gedachten. Und zwar handelt es sich hierbei um jene Verbote, welche sich gegen das Fleischessen, berauschende Getränke usw. richteten“. (Evangelium der Heiligen Zwölf; Vorwort, Humata Verlag 1988). Die ursprünglichen Christen, die weiterhin strikt nach den Geboten der Einfachheit und Enthaltsamkeit lebten – somit auch auf Fleisch und Alkohol verzichteten - die sich also nicht dem neuen Kirchentum unterordnen wollten, mußten sich vor ihren römischen „Glaubensbrüdern“ verstecken, denn Konstantin duldete weder Ungehorsam noch Kritik. Es wird berichtet, daß er gefangene „abtrünnige“ Christen hinrichtete, indem er ihnen gemäß römischem Brauch flüssiges heißes Blei in die Kehle gießen ließ! Auf diese Weise begann sich die neue Form des Christentums unter dem Patronat des Kaisers Konstantin und seiner Nachfolger auszubreiten. Er wurde in der Folge von der römischen Kirche wie ein „Heiliger“ verehrt. Das Christfest wurde auf seinen Geburtstag (25.12.) verlegt, und man verschönte seine Tyrannenherrschaft durch zahlreiche Legenden.

Im Namen Jesu?

Aber nicht nur die Menschen hatten unter dieser willkürlichen Abänderung der Gesetze Gottes zu leiden, sondern auch die Tiere, die fortan überall ungehindert geschlachtet und gegessen werden durften. Im Mittelalter verkündete der "heilige" Thomas von Aquin (1225-1274), daß das Töten der Tiere durch die Vorsehung erlaubt sei, denn die Tiere hätten ja keine Seele. (Interessant in diesem Zusammenhang ist, daß er auch sagte, Frauen hätten keine Seele). Eine Einzelmeinung aus dem dunklen Mittelalter? Nein, leider nicht. Später hieß es auch, die Indianer und die Neger hätten auch keine Seele, weshalb es den Christen erlaubt war, Indianer zu töten und Neger zu versklaven und mit ihnen genauso wie mit den Tieren Handel zu treiben, sie zu schinden und sie nötigenfalls auch zu töten. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit werden in „christlichen“ Ländern bis zum heutigen Tag Tiere gequält, getötet und gegessen.

Bischof Machens von Hildesheim erklärte in seinem „Fastenbrief“ vom 8.3.1949: „Tiere haben keine geistige Seele und kennen kein Fortleben nach dem Tode. Darum haben sie aber auch keine Würde, auf die sie Rechte bauen könnten. Und in der Tat, Tiere haben keine Rechte. Sie haben keinen Anspruch auf Dasein und Gesundheit, auf Eigentum und guten Ruf.“ In einem Gespräch mit dem namhaften Theologen Dr. Heinrich Streithofen stellte die Zeitschrift Deutsche Geflügelwirtschaft und Schweineproduktion vom 26.10.1985 die Frage: „Einige Tierschützer behaupten, die Tiere hätten analog unseren menschlichen Grundrechten auch ein Grundrecht auf Leben. Was halten Sie davon?“ Der Theologe antwortete: „Das ist Unsinn! Das ist weder rechtlich, noch theologisch, noch philosophisch haltbar….Nur der Mensch ist Person. Dem Tier fehlt der Personencharakter…..In der Hinordnung des Tieres auf den Nutzen des Menschen läßt sich nicht nur seine Verwendung, sondern auch seine Tötung rechtfertigen, oder seine Zucht.“ Und selbst Johannes Paul II. erklärte noch im Jahre 1985 in einer Rede vor Biologen: „Es ist gewiß, daß Tiere zum Nutzen des Menschen geschafften wurden; das heißt, daß sie auch für Experimente benutzt werden können.

Es ist also nicht verwunderlich, daß es schon immer Stimmen gegeben hat, die von einem „Verrat der Christen an den Tieren“ sprechen. „Was erwarten wir von einer Religion, wenn wir das Mitleid mit den Tieren ausschließen?“, fragte sich mit Recht Richard Wagner, der Komponist und Vegetarier, bereits im 19. Jahrhundert.

Fleischessen und die heutige Bibel

Die verschiedenen Ausgaben der Kirchenbibel stützen sich auf den Codex Sinaiticus, den ältesten Bibeltext, der heute noch verwendet wird. Dieser Text ist in griechischer Sprache abgefaßt und stammt aus dem 4. Jahrhundert nach Christus, das heißt also – aus einer Zeit nach dem Konzil von Nicäa! Frühere Bibeloriginale sind heute nicht mehr verfügbar. Andere Bibeltexte, wie der Codex Vaticanus und der Codex Alexandrinus, wurden noch später verfaßt und sind, wie auch schon der Codex Sinaiticus, nur kirchliche Übersetzungen und Abschriften von Abschriften. Es ist also nicht verwunderlich, daß uns nur noch Bruchstücke der Lehren Jesu erhalten sind, gerade auch in Bezug auf die menschliche Ernährung. Da uns in dieser Frage die schlüssigen Aussagen Jesu nicht bekannt sind, erübrigen sich Diskussionen über die Ernährungsweise Jesu, wenn man sich ausschließlich auf das heutige Neue Testament stützt. (Es würde den Rahmen dieser Informationsschrift aber sprengen, hier im einzelnen auf die zahlreichen Apokryphen urchristlicher Schriften einzugehen, wie das Essener-Evangelium, die Petrus-Akten oder das Thomasbuch, die beschreiben, daß Jesus unter anderem strikte Fleischenthaltung predigte). Auch das Alte Testament macht - oberflächlich betrachtet - keine klaren Aussagen, sondern enthält sich widersprechende Anweisungen. Gewisse Textstellen gebieten dem Menschen eine vegetarische Ernährung, wohingegen andere das Fleischessen und Tieropfer erlauben. Bei einer genaueren Untersuchung jedoch muß man erkennen, daß der fleischlosen Ernährung der Vorzug gegeben wird.

Im 1. Buch Mose (Gen. 9.3) findet man z. B. eine deutliche Erlaubnis zum Fleischessen, aber das bezog sich auf die Zeit nach der Sintflut, als sämtliches Ackerland fortgespült war. Anstatt sich willkürlich auf diesen Notbehelf zu berufen (man müßte dann konsequenterweise auch die im Gesetz geforderte Todesstrafe annehmen!), täte man besser daran, sich an die ursprüngliche Anweisung Gottes zu halten, die man auf der ersten Seite der Bibel finden kann: „Und Gott sprach: Siehe da, Ich gebe euch alles Kraut, das Samen trägt, auf der ganzen Erde, und alle Bäume, an denen samenhaltige Früchte sind; das soll eure Speise sein.“ (Gen.1.29).

Im übernächsten Vers bestätigt Gott, daß diese Art der Ernährung „gut“ ist, wohingegen die andere, die Er später erwähnt (diejenige mit Fleisch), nur erlaubt war zur Befriedigung der verdorbenen Lust des Menschen – eine Ernährungsweise, die „Furcht und Schrecken….über die Tiere der Erde, über alle Vögel des Himmels, über alles, was auf Erden kriecht, und über alles im Meer“ legen werde. (Gen. 9.2).

Das viel zitierte Beispiel mit den Wachteln im 4. Buch Mose macht diesen Punkt noch klarer. Nachdem das Volk Israel auf seiner Wüstenwanderung des Manna, des Himmelsbrotes überdrüssig geworden war, geschah es, daß Gott Wachteln vom Himmel regnen ließ, worauf das Volk diese gierig einsammelte und in einem großen Festmahl verzehrte (beschrieben in Num. 11.31-3). Um jedoch der ganzen Geschichte gerecht zu werden, muß man den darauf folgenden Vers ebenfalls berücksichtigen: „Sie hatten aber das Fleisch noch zwischen den Zähnen, es war noch nicht gegessen, da entbrannte der Zorn des Herrn über das Volk, und der Herr schlug das Volk mit einer bösen Plage.“ (Num. 11.33). Mit anderen Worten: Gott gefiel es nicht, daß die Menschen das Fleisch der Wachteln aßen.

Johannes der Täufer

Echte Gottgeweihte lehnen es ab, das Fleisch getöteter Tiere zu essen. Man erweist sich selbst und diesen großen Persönlichkeiten einen schlechten Dienst, wenn man versucht, ihnen zu unterstellen, sie hätten Fleisch gegessen. Aber leider wurde derlei seit dem 4. Jahrhundert nicht nur mit Jesus versucht, sondern auch mit seinen wichtigsten Vorboten, Johannes dem Täufer: „Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaar und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung“, kann man in Mt. 3.4 nachlesen. Hier sehen wir ein klassisches Beispiel einer Fehlübersetzung. Wer kann glauben, daß der erhabene Johannes der Täufer, von dem sich sogar Jesus taufen ließ, Heuschrecken aß? Mit den Heuschrecken (lat. Iocusta) sind die Früchte des Lokusbaumes (sogenannter „Heuschreckenbaum“, oder Courbaril) gemeint. In Palästina gehören die Früchte des Lokusbaumes und der Robinie (engl. carob) zu den wichtigsten Nahrungsmitteln, und gerade weil sich auch Johannes der Täufer davon ernährte, nennt man die süßen bohnenartigen Früchte bis zum heutigen Tag „Johannisbrot“. Und überall, wo diese blütentragenden Bäume wachsen, gibt es auch wilden Honig. Darin besteht die Nahrung großer heiliger Persönlichkeiten, wie dies bereits im Alten Testament vorausgesagt wird („Butter und Honig wird er essen…“Jes. 7.15).

"Du sollst nicht töten!"

So lautet das fünfte der Zehn Gebote des Moses (Ex 20.13 und Deut. 5.17). Es ließe sich wirklich nicht einfacher und deutlicher ausdrücken, und es bezieht sich, entgegen anders-lautenden Interpretationen, nicht nur auf das Ermorden von Menschen.

In der hebräischen Originalsprache heißt dieses Gebot: lo tirtzach. Lo bedeutet „du sollst nicht“ und tirtzach bezieht sich auf „jede nur erdenkliche Art des Tötens“, wie wir dem Standardwörterbuch „The Complete Hebrew/English Dictionary“ von Dr. Reuben Alcalay entnehmen können. Tirtzach heißt also nicht nur „morden“, obwohl dieses 5. Gebot neuerdings in gewissen modernen „Einheitsübersetzungen“ der Bibel mit „Du sollst nicht morden“ übersetzt wird. Diese eindeutige Anweisung Gottes sollte einem ernsthaften Christen eigentlich schon genügen, um mit dem Tieretöten und dem Fleischessen aufzuhören.

Judentum

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Nicht nur die urchristlichen Kirchenväter der ersten Jahrhunderte nach Jesus nahmen strikt keinerlei Fleisch zu sich, sondern auch viele jüdische Mönchsorden vor und während Jesu Lebzeit, wie z. B. die Essener und die Nazaräer. Für sie alle war Vegetarismus, gemäß 1 Mose 1.29, Grundlage jedes gottesbewußten Lebens. In den jüdischen Schriften und im Alten Testament ist es strikt verboten, „Fleisch mit Blut“ zu essen. Statt das Fleisch gänzlich wegzulassen, wie es an anderen Stellen dieser Schriften empfohlen wird, führten sie – gestützt auf die Erlaubnis, Fleisch ohne Blut essen zu dürfen – komplizierte Rituale ein, um „koscheres“ Fleisch zu bekommen. Sie schächten die Kühe, d. h. sie schneiden bei lebendigem Leib und vollem Bewußtsein die Kehle auf und lassen sie langsam und qualvoll verbluten (eine Tötungsmethode, die abgesehen von der Brutalität, das Fleisch keinesfalls zu 100 % blutlos machen kann!).

In Wirklichkeit sind solche Einschränkungen des Fleischessens da, um dem Menschen letztlich deutlich zu machen, daß es besser ist, das Fleisch ganz wegzulassen. Jesaja 1.11,15: „Was soll ich mit euren vielen Schlachtopfern? Spricht der Herr. Die Widder und das Fett eurer Rinder habe ich satt, das Blut der Stiere, der Lämmer und Böcke ist mir zuwider. Wenn ihr eure Hände ausbreitet, verhülle ich meine Augen vor euch. Wenn ihr auch noch so viel betet, ich höre es nicht. Eure Hände sind voller Blut.

Islam

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Der Prophet Mohammed predigte in der Wüste, wo es sehr schwierig ist, vegetarisch zu leben. Obwohl der Islam nicht eine Religion ist, die den Vegetarismus propagiert, hielt Mohammed den Vegetarismus als Ideal hoch, wie aus den überlieferten Biographien hervorgeht. Er ernährte sich hauptsächlich von Milch, Joghurt, Honig, Nüssen, Feigen, Datteln und anderen Früchten. Auch im Koran kann man Textstellen finden, die von universaler Barmherzigkeit sprechen und Gerechtigkeit für alle Lebewesen fordern. So heißt es zum Beispiel: „Es ist kein Tier auf Erden, noch ein Vogel, der auf seinen Schwingen fliegt, das nicht gleich wäre wie ihr, die ihr ein Volk seid. Alle Geschöpfe sind seine Familie.“ (6.38). Im Sufismus, einem bekannten asketisch-mystischen Zweig des Islam, gilt die Abstinenz von Fleisch und Alkohol als Voraussetzung zur Verinnerlichung des Geistes zur Ekstatischen Gottesschau.

Buddhismus

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In seinen Lehren führte Buddha, "der Erleuchtete" (um 560–480 v. Chr.), das Prinzip des Ahimsa (Gewaltverzicht) und damit den konsequenten Vegetarismus als einen der fundamentalen Schritte auf dem Weg zur Selbsterkenntnis ein. In der Tat bestand eines seiner hauptsächlichen Anliegen darin, dem Laster der Tieropfer und des Fleischessens Einhalt zu gebieten. Noch heute ist die buddhistische Lehre für ihre Friedfertigkeit und Nächstenliebe berühmt – wenngleich längst nicht mehr alle Buddhisten Vegetarier sind.

In einem uralten Gedicht, laut Tradition dem einzigen Text, der je von Buddha selbst verfaßt wurde, heißt es: "Meine Liebe gehört den Kreaturen, die keine Füße haben; auch denen mit zwei Füßen, und ebenso denen, die viele Füße haben. Möge alles Geschaffene und Lebendige, mögen alle Wesen, welcher Art auch immer sie seien, nichts erfahren, wodurch ihnen Unheil droht. Möge ihnen niemals Böses widerfahren."

Weitere Buddha-Worte bestätigen diese Lehre des unbedingten Gewaltverzichts, vor allem in bezug auf die Ernährung: "Aus Liebe zur Reinheit sollte der erleuchtete Buddha-Anhänger dem Verzehr von Fleisch entsagen, da Fleisch letztlich nichts anderes ist als die Umwandlung von Blut und Samen. Auch aus Furcht, anderen Lebewesen Todesangst einzuflößen, sollte der erleuchtete Buddha-Anhänger, der durch Selbstdisziplin die Stufe des Mitgefühls zu erreichen sucht, den Fleischverzehr ablehnen." (Lankavatara-Sutra)

"Der Grund für das Ausüben von Meditation und für das Streben nach Erleuchtung ist der Wunsch, den Leiden des Lebens zu entrinnen. Warum also sollten wir anderen Wesen Leid antun, während wir selbst versuchen, ihm zu entkommen? Solange ihr nicht imstande seid, euren Verstand soweit zu beherrschen, daß allein schon der Gedanke an Grausamkeit und Töten euch ein Greuel ist, wird es euch nicht gelingen, den Fesseln des weltlichen Lebens zu entrinnen." (Surangama-Sutra)

Heutzutage meinen manche Buddhisten, daß Fleisch dann verzehrt werden könne, wenn das Tier nicht speziell für ihren eigenen Genuß geschlachtet wurde. Einige Mönche behaupten sogar, daß sie Fleisch essen dürften, das ihnen als Almosen gespendet wurde, da sie auf diese Weise ja nicht selbst am Töten beteiligt seien. Solche Argumente werden von den Schriften allerdings klar zurückgewiesen. So warnt Buddha zum Beispiel im Surangama-Sutra: "Nach meinem Verscheiden werden überall verschiedenartige Geistwesen auftreten, die die Menschen in die Irre führen, indem sie lehren, daß man Fleisch essen dürfe und dennoch zur Erleuchtung gelangen könne. […] Wie aber kann ein Mönch, der andere zur Befreiung zu führen gedenkt, sich am Fleische lebendiger Geschöpfe laben?"

Im Lankavatara-Sutra erklärt er noch deutlicher: "Es stimmt nicht, daß das Fleischessen dann erlaubt ist, wenn das Tier nicht vom Fleischesser selbst getötet wurde, wenn dieser nicht den Auftrag dafür gab oder wenn das Fleisch nicht direkt für ihn bestimmt war. Es mag in Zukunft Menschen geben, die unter dem Einfluß ihres Verlangens nach Fleisch eine Vielzahl ausgeklügelter Argumente hervorbringen werden, um ihren Fleischverzehr zu rechtfertigen. […] Dennoch ist Fleischessen in jeder Form, unter allen Umständen und überall verboten – ohne Ausnahmen und ein für allemal. […] Das Verzehren von Fleisch habe ich niemandem erlaubt, erlaube ich niemandem und werde es auch fortan niemandem erlauben."

Hinduismus

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Hinduismus ist der moderne Sammelbegriff für die zahlreichen aus Indien stammenden Philosophien und Glaubensströmungen. Die verschiedenen altindischen Gesetzessammlungen, wie die Manu-samhita enthalten klare Anweisungen bezüglich des Fleischessens: „Fleisch kann man sich nicht verschaffen, ohne anderen Lebewesen Gewalt anzutun. Deshalb sollte man den Verzehr von Fleisch vermeiden.“ An einer anderen Stelle in der Manu-samhita heißt es: „Bedenkt man die abscheuliche Herkunft von Fleisch und die Grausamkeit, die die Gefangenschaft und das Schlachten verkörperter Wesen mit sich bringt, dann sollte man sich des Fleischessens völlig enthalten.“ Ebenso klar äußern sich die altindischen („vedischen“) Schriften, von denen die Bhagavad-Gita und das Bhagavata Purana die wichtigsten sind: „Nahrung, die ohne Geschmack, faul und gegoren ist und Nahrung, die aus Speiseresten und unberührbaren Dingen (wie Fleisch, Fisch und Eiern) besteht, wird von denjenigen geschätzt, die sich in der Erscheinungsweise der Unwissenheit und Dunkelheit befinden.“ (Bhagavad-Gita 17.10) „Iß nichts, was durch Fleisch oder Fisch verunreinigt worden ist!“ (das Bhagavata Purana 6.18.49).

Im Folgenden wollen wir diese vedischen Urtexte zu Rate ziehen, denn ihre Aussagen sind von höchster Wichtigkeit, wie im Zusammenhang mit der Problematik des Fleischessens deutlich ersichtlich wird.

Wenn man sich die grundsätzliche Frage stellt, ob der Mensch Tiere töten darf, und erkennt, daß die Antwort Nein lautet, stellt sich eine logische nächste Frage: Warum ist es dem Menschen nicht erlaubt, und was geschieht, wenn er es – so wie heute – trotzdem tut?

Während sich die westlichen Philosophien und Religionen nicht einmal im klaren darüber sind, ob Tiere auch ein Recht auf Leben haben oder folgenlos getötet werden können, finden wir in den altindischen Schriften klarste Aussagen und Erklärungen über sämtliche Bereiche des Lebens, über sowohl die materiellen als auch über die spirituellen. Das Entscheidende, was in diesem Zusammenhang verstanden werden muß, ist das Thema des Karma.

Das Sanskritwort Karma bedeutet wörtlich „Handlung“ (Aktion) und weist darauf hin, daß jede Handlung in der materiellen Welt verschiedene kurzfristige und langfristige Folgen (Reaktionen) verursacht. Jeder Mensch führt „Karma“ (Handlungen) aus und untersteht somit dem Gesetz von Karma, dem Gesetz von Aktion und Reaktion, das für jede (gute oder schlechte) Handlung eine entsprechende zukünftige (gute oder schlechte) Konsequenz festsetzt. Wenn man vom Karma einer Person spricht, meint man damit also die „vorausbestimmten Reaktionen auf eine nach dem Willen ausgeführte Handlung (Aktion)“.

Das Gesetz des Karma ist nicht bloß eine östliche Theorie, sondern ein Naturgesetz, das generell unvermeidlich wirkt wie die Zeit oder das Gesetz der Schwerkraft. Auf jede Aktion folgt eine Reaktion. Gemäß diesem Gesetz fallen Schmerzen und Leiden, die wir anderen Lebewesen zufügen, auf uns zurück. „Wie der Mensch sät, so wird er ernten“, denn die Natur hat ihre eigene universale Gerechtigkeit. Niemand kann das Gesetz des Karma umgehen – außer denjenigen, die verstanden haben, wie es funktioniert. Grundlegend für das Verständnis des Karma-Gesetzes ist die Erkenntnis, daß alle Lebewesen beseelt sind; das heißt, daß sie alle unsterbliche spirituelle Seelen sind, die in vergänglichen Körpern weilen. In der Bhagavad-Gita, der zentralen vedischen Schrift, beschreibt Krishna, daß die spirituelle Seele die Quelle des Bewußtseins ist, das den gesamten Körper durchdringt und ihn überhaupt erst lebensfähig macht. Wenn die Seele den Körper verläßt, spricht man von „Tod“. Einer Seele den Körper zu zerstören, wie das beim Tieretöten der Fall ist, ist für den Menschen deshalb eine große Sünde. Nur in der menschlichen Lebensform hat die Seele die Freiheit des bewußten Entscheidens. Mit dieser Freiheit trägt der Mensch jedoch auch die Verantwortung für all das, was er tut. Deshalb wird von einem Menschen erwartet, daß er die höheren Prinzipien des Lebens, wie z. B. das Gesetz des Karma, versteht und danach handelt.

„Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“

Das Verständnis des Karma-Gesetzes deckt also die eigentlichen zerstörerischen Folgen des Tieretötens auf. Auch wenn man das Tier nicht selbst tötet, schneidet man sich ins eigene Fleisch. Gemäß dem Karma-Gesetz bekommen alle Beteiligten – derjenige, der das Tier züchtet, der es tötet, der das Fleisch verkauft, der es kocht, der es serviert und der es ißt – entsprechende Reaktionen.

Aber das Gesetz des Karma gilt nicht nur individuell, sondern auch kollektiv. Das heißt, es gilt für Handlungen, die eine Gruppe von Menschen (Familie, Gemeinde, Nation, ja die Bevölkerung des gesamten Planeten) gemeinsam ausführt oder toleriert. Wenn die Menschen sicherstellen, daß die Schöpfungsgesetze eingehalten werden, profitiert die gesamte Gesellschaft. Wenn jedoch die Gesellschaft sündhafte, ungerechte und gewalttätige Handlungen zuläßt, wird sie unter dem entsprechenden kollektiven Karma zu leiden haben, das sich durch Kriege, Naturkatastrophen, Umweltsterben, Epidemien usw. äußern kann.

Bhaktivedanta Swami Prabhupada (1896-1977), einer der bedeutendsten Sanskrit-Übersetzer des 20. Jahrhunderts schrieb im Jahre 1974:

Wer Tiere tötet und ihnen unnötigen Schmerz zufügt – wie es die Menschen in den Schlachthäusern tun -, wird im nächsten und in vielen weiteren Leben auf ähnliche Weise getötet werden. So ein Vergehen läßt sich niemals entschuldigen. Wenn man viele Tausende von Tieren berufsmäßig tötet, damit andere Menschen das Fleisch zum Essen kaufen können, muß man gewahr sein, im nächsten Leben sowie Leben für Leben auf ähnliche Weise getötet zu werden“. (Caitanya-Caritamrita, Madhya-lila 24.251, Erläuterung).

Viele Menschen fürchten sich heute vor einem Krieg, aber gleichzeitig lassen sie es kaltblütig zu, daß jeden Tag in Schlachthöfen, Mastfabriken und Tierversuchslaboratorien auf der ganzen Welt mindestens ebenso grauenvolle Massaker durchgeführt werden – und erkennen nicht, wie ernste Gewaltaktionen miteinander verbunden sind.