zentrum-der-gesundheit.de: Warum Fleisch herzkrank machen kann
Fleisch kann herzkrank machen. Bisher hatte man immer die gesättigten Fettsäuren in Verdacht. Doch ist Fleisch heute oft so mager, daß es am Fett kaum noch liegen kann. Forscher haben nun einen weiteren Risikofaktor im Fleisch entdeckt – ein bestimmter Stoff, auf den manche Menschen sensibel reagieren. Als Folge dieser fast schon allergischen Reaktion bilden sich Ablagerungen an ihren Herzgefäßen. Arteriosklerose entsteht. Da man von dieser Reaktion aber nichts spürt, weiß man nicht, ob man zu den fleischempfindlichen Menschen gehört.
Wie Fleisch dem Herzen schaden kann
Fleisch erhöht das Risiko für Herzkrankheiten. Das weiß man schon lange. Warum dies so ist, weiß man jedoch noch nicht genau. Eigentlich ging man immer davon aus, daß die enthaltenen gesättigten Fettsäuren den Cholesterinspiegel erhöhen und dieser nun zu Ablagerungen an den Blutgefäßwänden führt. Daß gesättigte Fettsäuren nicht das Problem sein können, haben wir bereits hier im Zusammenhang mit Kokosöl erklärt.
Ein Wissenschaftlerteam des National Heart, Lung and Blood Institute in Bethesda, Maryland hat im Jahr 2018 nun einen Stoff (ein Allergen) im Fleisch entdeckt, auf den manche Menschen empfindlich reagieren. Diese Sensitivität soll nun zu den typisch arteriosklerotischen Ablagerungen führen, die Herzinfarkt und Schlaganfall begünstigen.
Arteriosklerose durch Fleischallergie
Ultraschallbilder vom Querschnitt der Herzkranzgefäße zeigten, daß sich bei Menschen mit dieser Sensitivität eine sehr viel dickere Schicht mit Ablagerungen bildet als bei Menschen ohne diese Empfindlichkeit. “Unsere neuen Erkenntnisse lassen die Vermutung zu, daß eine Allergie auf rotes Fleisch ein bisher unerkannter Faktor bei der Entstehung von Herzkrankheiten sein könnte”, sagte Studienleiterin Dr. Coleen McNamara, Professorin für Medizin am Herzforschungszentrum der University of Virginia.
Fleischallergie ohne Symptome
Eine echte Fleischallergie betrifft nur wenige Menschen. In den USA wird geschätzt, dass es sich um 1 Prozent der Bevölkerung handelt. Die Zahl jener Menschen jedoch, die nach Fleischverzehr zwar Antikörper entwickeln, ohne jedoch die typischen allergischen Symptome zu zeigen, ist sehr viel höher und kann in manchen Regionen bis zu 20 Prozent erreichen – so die Forscher rund um McNamara. Man spürt es also nicht, ob man zu den fleischsensitiven Menschen gehört oder nicht.
Erst in den letzten Jahren konnte das Hauptallergen im roten Fleisch identifiziert werden. Man nennt es Galactose-α-1,3-galactose oder alpha-Gal, eine Art komplexer Zucker. Außerdem entdeckte man, daß der Biß einer Zecke Menschen, die bisher nicht auf Fleisch sensibel reagierten, mit dieser Sensitivität versehen kann. Daher scheint die symptomlose Fleischallergie in entsprechenden Zecken-Regionen besonders häufig zu sein.
Schon seit einiger Zeit gehen Forscher davon aus, daß es Allergene sind, die bestimmte Veränderungen im Immunsystem bewirken, die dann wiederum zu Ablagerungen in den Blutgefäßen führen. Welche Allergene dies sein könnten, wußte man bisher jedoch noch nicht.
Ablagerungen in den Blutgefäßen bei Fleischallergikern um 30 Prozent dicker
In McNamaras Untersuchung konnte zum ersten Mal gezeigt werden, daß ein spezifischer Blutmarker (der auf eine Fleischsensitivität hinweist) in engem Zusammenhang mit der Ausprägung arteriosklerotischer Ablagerungen steht. Bei diesem Blutmarker handelt es sich um einen Antikörper vom Typ der Immunoglobuline E, der auf das Allergen alpha-Gal spezialisiert ist.
Das Forscherteam analysierte nun Blutproben von 118 Erwachsenen und fand besagte Antikörper bei 26 Prozent der Probanden. Diese hatten gleichzeitig um 30 Prozent dickere Ablagerungen in den Blutgefäßen als die Probanden ohne Antikörper und somit auch ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Natürlich handelt es sich um allererste Untersuchungen, sodaß zunächst noch weitere Studien erforderlich sein werden, um die aufgestellten Hypothesen zu bestätigen. Dennoch sollte man – sobald eine Fleischallergie diagnostiziert wurde – umgehend auf jede Form roten Fleisches verzichten (Rind, Kalb, Schaf, Lamm, Wild, Schwein, Pferd, Ziege, Kaninchen etc.).
Dem Herzen zuliebe besser kein Fleisch
Während also die American Heart Association bisher nicht grundsätzlich von Fleisch abgeraten hat, sondern immer nur zu magerem Fleisch riet (weil man davon ausgegangen war, daß es die gesättigten Fette sind, die dem Herz schaden können), gibt es nun von eben dieser Association einen neuen Tipp: Mageres Fleisch könnten nach wie vor jene essen, die NICHT allergisch auf Fleisch seien.
Zwar kann man seinen Arzt jetzt natürlich fragen, ob er den entsprechenden Antikörpertest durchführen würde. Ob er es jedoch auch schon kann, dürfte fraglich sein, da die neuen Erkenntnisse ja erst im Juni 2018 veröffentlicht wurden. Die meisten Menschen werden also zunächst nicht wissen, ob sie allergisch sind oder nicht.
Wir raten daher – wie wir es schon immer taten – zu einer pflanzenbasierten basenüberschüssigen Ernährungsweise aus Gemüse, Salaten, Früchten, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten, Samen und Nüssen. Selbstverständlich sollten all die anderen Maßnahmen darüber hinaus nicht vergessen werden: Viel Bewegung, ein gutes Streßmanagement, Normalgewicht, ausreichend Schlaf, eine gute Darmgesundheit etc. Diese Vorgehensweise wird nicht nur Schäden am Herzen vorbeugen, sondern insgesamt zu einer hervorragenden Fitneß und Allgemeingesundheit führen.