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Wolfsrudel sind gut für den Wald

11.09.2017

wildbeimwild.com: Wolfsrudel sind gut für den Wald

Vorbemerkung: Während in Österreich Wölfe nur wenig Chancen zum Überleben haben und Zeitgenossen wie der niederösterreichische Landesjägermeister und ehemalige ÖVP-Hyposkandal-Finanzminister Josef Pröll sowie weitere Lustmörder (auch genannt Jäger) regelmäßig zum Halali auf den Abschuß sämtlicher Wölfe blasen, ist man in der benachbarten Schweiz froh, wieder mehr Wolfsrudel in den Wäldern zu haben. Diese Entwicklung wird sogar von den Forstbehörden gefördert:

Unter Nutztierhaltern und Jägern hat der Wolf wenige Freunde – bei Förstern ist er um so beliebter. Wolfsrudel können helfen, zu große Hirsch- und Rehpopulationen zu kontrollieren. Erste Belege dafür gibt es am Calanda-Massiv im Churer Rheintal. Wie an vielen Orten der Schweiz bedrängen zu viele Hirsche und Rehe auch in Graubünden die Wälder. Der Jungwuchs stirbt ab, weil er angefressen wird. Die Wälder drohen zu überaltern und werden instabil. Im Berggebiet ist das besonders problematisch, haben Wälder dort doch oft eine Schutzfunktion vor Lawinen, Steinschlägen und Erdrutschen.

In Graubünden gelten 60 Prozent der Wälder als Schutzwälder – und sie stehen unter Druck. „Wir haben Zustände, die langfristig nicht tolerierbar sind“, sagt der Leiter des Amtes für Wald und Naturgefahren, Kantonsförster Reto Hefti. 21 Prozent des Schutzwaldes hätten Verjüngungsprobleme wegen Verbiß. Die Schutzfunktion des Waldes könnte nachhaltig gestört werden.

Lag im Alpenkanton im Jahr 2000 der Frühlingsbestand der Hirsche bei geschätzten 12600 Tieren, kletterte die Zahl 2011 auf 14000 und diesen Frühling auf 16500. Bei den Rehen, deren Bestände nicht erhoben werden, dürfte die Entwicklung ähnlich sein. Mit dazu beigetragen haben die milden Winter der letzten Jahre.

Rudel reißt 300 Wildtiere im Jahr

Eine Ausnahme bildet die Region am Calanda-Massiv zwischen Churer Rheintal und St. Galler Taminatal. Dort bildete sich 2011 das erste Wolfsrudel der Schweiz. Seither nahm die Zahl der Hirsche im Jagdgebiet der Wölfe nach Angaben des Bündner Amts für Jagd und Fischerei um ein geschätztes Drittel ab, während sie im ganzen Kanton um 18 Prozent zunahm.

Bei Reh und Gemse ist auch ein Rückgang da, er bildet sich aber weniger deutlich ab. Insgesamt reißt das etwa zehnköpfige Rudel jedes Jahr an die 300 Hirsche, Rehe und Gemsen. Die Dezimierung der Wildpopulationen sollte sich nach Ansichten von Forstfachleuten positiv auf die natürliche Verjüngung des Waldes auswirken. Statistisch nachweisen könne man das am Calanda aber noch nicht, sagt Kantonsförster Hefti. Der Wald entwickle sich eben in ganz anderen zeitlichen Dimensionen als Mensch und Tier.

„Der gesunde Menschenverstand sagt allerdings, daß weniger Hirsche weniger Jungbäumchen fressen“, meint Hefti. Er gehe davon aus, daß sich ein positiver Einfluß des Wolfs in ein paar Jahren wissenschaftlich bestätigen lassen werde. Bereits bestätigt ist ein solcher Effekt beim Luchs.

Forstingenieure wollen mehr Wölfe

Der Schweizerische Forstverein (SFV), der Berufsverband der Forstingenieure, forderte bereits vor fünf Jahren, die natürliche Einwanderung und Ausbreitung des Wolfes zuzulassen. „Wo Luchs und Wolf regelmäßig vorkommen, werden weniger Schäden an der Waldverjüngung festgestellt“, hielt der SFV 2012 fest.

Diese Position vertritt auch das Bündner Amt für Wald im neuen Waldentwicklungsplan 2018+, der sich in der Vernehmlassung befindet. „Großraubtiere sind aus forstlicher Sicht willkommen“, heißt es darin. Die „Ausbreitung von Großraubtieren auf noch nicht besetzte Gebiete im Kanton“ wird explizit begrüßt. Erwartet wird eine „maßgebliche Entlastung der Wildschadensituation“. Positiv auswirken werde sich nicht nur die Verkleinerung der Wildbestände, sondern auch der Einfluß der Wölfe auf die Verteilung des Wildes im Wald.

Wieder mehr Weißtannen

„Das Wild bewegt sich mehr, steht nicht immer in den gleichen Einständen“, erzählt Mattiu Cathomen, Revierförster in Tamins, einem Kernlebensraum des Wolfsrudels. Die Verbißschäden seien deshalb weniger konzentriert. Cathomen hält den positiven Einfluß des Wolfs bereits jetzt für gegeben. „Wir sehen das schon im Wald“, sagt er. Auffallen würden die zahlreichen kleinen Weißtannen im Alter von zwei bis fünf Jahren.

Das habe es in Tamins seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben. Der Leitbaum des Bündner Waldes sei jeweils als Jährling verbissen worden und eingegangen. Jetzt sei der Wilddruck – nach anfänglichen negativen Effekten – zurückgegangen. „Für den Wald ist das Wolfsrudel sicher positiv“, lautet das Fazit von vorderster Front.

Siehe auch OTS-Aussendung des WWF: Herdenschutz gegen Wölfe muß kommen

 

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