Mailing 03/2012 - Die Hunde von Chiang Mai
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Ein hartes Pflaster zum Überleben
Die Hunde von Chiang Mai werden auf der Straße geboren und sterben hier. Täglich geht es für sie darum, genug zu fressen zu finden, Tritten, Schlägen oder Autos auszuweichen, Hundefängern zu entkommen und so lange wie möglich Krankheiten zu widerstehen. Ihre Chancen sind von Geburt an schlecht. Doch seit einigen Jahren haben wir das Schicksal dieser Hunde zu unserem Herzensanliegen gemacht.
Jimmys Leben begann unten am Fluß
Es war ein Wunder, daß die abgemagerte, kranke Hündin, ihren Wurf überhaupt austragen konnte. Doch drei Wochen nach der Geburt kehrte sie von ihrer täglichen Nahrungssuche nicht wieder. Ein Autounfall, ein Hundefänger oder ihr geschwächter Zustand waren ihr zum Verhängnis geworden. Stundenlang schrien die hilflosen Welpen unten am Fluß, bis sie von Menschen entdeckt wurden, die „Care for Dogs“ anriefen. Jimmy und seine Geschwister waren gerettet.
Seit vier Jahren unterstützt ANIMAL SPIRIT das Hundeheim von Karin Hawelka im Norden Thailands, dem viele Tiere ihr Leben verdanken. Hier das „kleine Tagebuch der täglichen Tierschutz-Knochenarbeit“, geschrieben von Dr. Plank bei seinem Besuch im Februar 2012.
Freitag, 24. Februar Keine Zeit zum Ausschlafen. Zuerst werden die Tiere im Heim versorgt. Etwa 200 Hunde, junge, alte, gesunde und kranke. Ich wüßte nicht, welchen ich mir aussuchen sollte, sie sind alle so lieb, freundlich und dankbar für jedes gute Wort. Ich trenne mich nur schwer von der Rasselbande, aber jetzt der erste Notruf: In einem buddhistischen Tempel ist in der Früh ein Hund jämmerlich gestorben, andere wirken ebenfalls krank. Wir sehen uns die Tiere an, alle drei kranken könnten Staupe haben. Wir werden mit der nötigen Ausrüstung wiederkommen, um die Hunde einzufangen.
Samstag, 25. Februar Nach dem Morgenrundgang assistiere ich bei der Kastration eines Katers. Danach fahren wir wieder zum Tempel, zwei der kranken Hunde sind zutraulich, den dritten betäuben wir mit dem Blasrohr. In der Klinik stellt sich heraus, daß zwei Staupe haben, der scheue Hund leidet zusätzlich an einer schweren Wirbelsäulenerkrankung, die ihm große Schmerzen bereitet. Wir entschließen uns schweren Herzens ihn einzuschläfern. Die anderen zwei kommen wahrscheinlich durch. Zurück im Hundeheim erreicht uns abends noch ein Notruf wegen eines angefahrenen Hundes. Schnell bringen wir ihn zur Klinik.
Sonntag, 26. Februar Sonntag, aber kein freier Tag! Heute geht es ins größte Einkaufszentrum der Stadt, wo jeden zweiten Sonntag ein Infostand aufgebaut wird. Im Zentrum steht hier die Öffentlichkeitsarbeit, es werden aber auch Hunde an ein liebevolles Zuhause vermittelt. Wir haben drei erwachsene Hunde und zehn entzückende Welpen dabei. Ich bin begeistert, wie toll der „Adoptionsstand“ läuft. Am Ende des Tages haben wir für sieben der Welpen und einen großen Hund gute Plätze gefunden. Karin und ihre MitarbeiterInnen sind todmüde von hunderten Gesprächen.
Montag, 27. Februar
Ein Tipp einer Tierfreundin führt uns zu einem der Rassehundemärkte, die ich bisher nur von Erzählungen kenne. Mein Schock ist groß. Die Hunde, die hier verkauft werden, erleiden ein ganz anderes Grauen. Hier werden aktuelle „Modehunde“ verschachert, Pudel, Pekinesen, Yorkshires, Bullterrier, Shih-Tzus, Beagles, aber sogar Retriever, Schäferhunde und Huskys. Die Käfige stapeln sich, es gibt nur eine Einheitsgröße – ohne Rücksicht auf den Platzbedarf. Ich schätze an die zweihundert Hunde. Viele Käfige stehen den ganzen Tag in der brütenden Hitze. Es gibt nicht einmal Wasser für die Hunde. Die Händler behaupten, sie bekämen davon Durchfall. Abends besprechen wir noch lange, was wir gegen den Handel mit Modehunden tun können und beschließen, eine Petition zu starten (siehe
www.animal-spirit.at).
Dienstag, 28. Februar Ein amerikanischer Einwanderer besucht uns, um sich einen Hund auszusuchen. Doch plötzlich Alarmstufe Rot, unsere Tierärztin stellt fest, daß einer der Hunde Staupe hat. Das heißt, sofortige Isolation und vorerst Aufnahmestopp wegen höchster Ansteckungsgefahr.
Abends fahren wir zu Herrn Mon, einem armen Müllsammler. Ich lerne einen reizenden alten Herrn kennen, der in einer zusammengeflickten Blechhütte lebt. Hier kümmert er sich um sechs Straßenhunde, die ihn innig lieben. Ein berührendes Bild wie dieser Mann, der nichts besitzt, den armen Vierbeinern täglich beim Überleben hilft. Herr Mon hat Karin angerufen, da eine Hündin sieben Welpen bekommen hat. Er bittet sie, diese zu vermitteln, es ist völlig klar, daß er nicht noch mehr Tiere versorgen kann. Gerne wird Karin ihm die süßen Welpen abnehmen, doch jetzt sind sie noch zu klein. Bis es so weit ist, läßt Karin dem erleichterten Herrn Mon Futtergeld da.
Staupe – nur impfen hilft
Bei uns in Europa ist die heimtückische Staupe praktisch ausgestorben, in Thailand kostet sie noch immer vielen Hunden das Leben. Man erkennt sie am schweren Atem, an der verkrusteten Nase bzw. starkem Nasen- und Augenausfluß. Die Hunde magern ab und bekommen hohes Fieber, teilweise auch Lähmungserscheinungen. Auch bei Behandlung sterben noch viele an Lungenentzündung. Staupe ist extrem ansteckend, junge Hunde sterben sehr schnell daran, aber auch erwachsene Tiere sind meist ohne Impfschutz verloren. Die Impfung, die zu unserem Komplettpaket gehört, mit dem jeder Hund versorgt wird, ist deshalb extrem wichtig.
KURZINTERVIEW
Vor acht Jahren kam Karin Hawelka nach Thailand. Berührt vom harten Los der Straßenhunde und um einen Beitrag zu leisten, die oft hoffnungslose Situation der Streuner zu verbessern, gründete sie 2006 die Organisation „Care for Dogs“.
Haben Sie vor Ihrer Arbeit mit Straßenhunden in Thailand schon Erfahrung mit Hunden gehabt?
Ich bin mit Hunden aufgewachsen und habe zu unseren vierbeinigen Freunden schon immer eine besondere Beziehung gehabt.
Was ist das Schwierigste in der Arbeit mit den Straßenhunden?
Akzeptieren zu müssen, daß man nicht allen Hunden helfen kann, daß der Tag nur 24 Stunden hat und die finanziellen Mittel begrenzt sind. Wenn ich durch die Straßen von Chiang Mai fahre, habe ich das tiefe Bedürfnis, für all diese herrenlosen, vernachlässigten und kranken oder verletzen Hunde ein liebevolles und verantwortungsvolles Zuhause zu finden. Die Realität sieht jedoch häufig anders aus.
Und was ist das Schönste?
Ein Blick in treue und glänzende Hundeaugen, ihr fröhliches Schwanzwedeln, ihre bedingungslose Liebe zu uns Menschen, selbst dann noch, wenn diese Liebe kaum erwidert wird. Einen vernachlässigten oder kranken Hund wieder körperlich und emotional gesund werden zu sehen und ein neues Zuhause für ihn zu finden.
Was haben Sie durch Ihre Arbeit mit den Straßenhunden gelernt?
Sich sozial zu engagieren gibt eine Bereicherung, die ich in meinem früheren Berufsleben (KH war im Personalmanagement tätig) nicht gekannt habe. Das ist eine große Erfüllung, auch wenn die Arbeit einen immer wieder bis an die Grenzen fordert.
Das Geschäft mit Hundefleisch
Der Handel mit Hundefleisch ist in Thailand offiziell verboten, aber im Osten des Landes durch Korruption und niedrige Strafen ein blühendes Geschäft. Täglich werden etwa tausend Hunde nach Laos und Vietnam geschmuggelt. Nach dem illegalen Handel mit Edelholz, Drogen und geschützten Tierarten ist Hundefleisch das einträglichste Geschäft. Die Hunde werden von Auftraggebern bestellt und von Hundefängern eingefangen. Besonders begehrt sind schwarze Tiere, ihr Fleisch gilt als Potenzmittel für Männer. Tagelang werden die Hunde in engen Käfigen gesammelt, ohne Futter und Wasser, bis ein Lastwagen mit 100 bis 1000 Tieren über die Grenze geht. Die bestochenen Zöllner schauen weg. Die Hunde leiden furchtbar, viele werden sogar bei lebendigem Leib gehäutet, weil das Fleisch dadurch angeblich besonders zart schmeckt.
Wie Ihre Spende den Hunden hilft
Nach wie vor steht an erster Stelle das Eindämmen der unkontrollierten Vermehrung, also die konsequente Kastration der Hündinnen. Aber auch das Impfen, Entwurmen und die Wundversorgung der Straßenhunde ist ein großes Anliegen. Je weniger Hunde auf der Straße leben und je gesünder die Tiere sind, umso leichter wird das Überleben für alle. Besonders Hündinnen sind durch das häufige Gebären sehr geschwächt und dadurch extrem anfällig für Krankheiten und Parasiten.
Krankheiten wie Staupe, Parvovirose, Herzwurm, Räude oder der ansteckende Geschlechtstumor, die sich unter den klimatischen Bedingungen Thailands leicht verbreiten, erfordern einen besonderen Einsatz. Jeder Hund, der zu „Care for Dogs“ kommt, wird aufgepäppelt und erhält das volle Programm, das ihn wieder fit macht für die Straße. Mit 27 Euro können Sie ein solches Paket spenden.
Allein, aber nicht allein gelassen
Neben der wichtigen Gesundheitsversorgung helfen wir den Straßenhunden noch durch:
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Öffentlichkeitsarbeit
Um das Bewußtsein der Menschen für die Not der Hunde noch weiter zu stärken, werden regelmäßig Infostände organisiert und Schulklassen ins Hundeheim eingeladen. -
Vermittlung von Adoptionshunden Für Welpen aber auch erwachsene Hunde werden gute Plätze gesucht.
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Kampf gegen die Hundefleischmafia
„Care for Dogs“ wird alles tun, um dieses üble Geschäft zu bekämpfen und hat bereits eine Petition dagegen eingeleitet (siehe
www.carefordogs.org).
ANIMAL SPIRIT unterstützt Karin Hawelka und „Care for Dogs“ seit 2008. Ein herzliches Dankeschön an alle unsere SpenderInnen für ihre Bereitschaft und großzügige Hilfe!
Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit für den Tierschutz!
A: P.S.K., BLZ 60000, Kto: 75.694.953,
BIC: OPSKATWW, IBAN: AT826000000075694953
D: Volksbank Freilassing, BLZ 71090000, Kto: 285943
Sie können ANIMAL SPIRIT online spenden, per e-Spende unter
www.oncharity.at/animal/main.asp
ANIMAL SPIRIT macht auch Tierschutz im Unterricht:
www.tierschutzunterricht.at
Animal Spirit - Zentrum für Tiere in Not
Am Hendlberg 112, A-3053 Laaben
Tel: +43 (0) 2774/29 330
Email:
office@animal-spirit.at
Web:
www.animal-spirit.at
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