Ruediger Dahlke über Franziskus, die neue Enzyklika und wieviel - auch in Richtung Tierschutz - noch zu tun bliebe: Vor mehr als fünfzig Jahren, als die Welt am Rand eines Nuklearkrieges stand, schrieb Papst Johannes XXIII eine Enzyklika, in der er sich nicht damit begnügte, einen Krieg abzulehnen, sondern einen Vorschlag für den Frieden unterbreiten wollte. Jetzt ruft uns Papst Franziskus auf, den Krieg gegen Mutter Erde zu beenden und auf ihr keine neuen zu beginnen. Und Franziskus I beginnt mit dem ersten Franziskus und erinnert uns an unser gemeinsames Haus und er betont den archetypisch weiblichen Pol, sieht er doch in diesem Haus eine Schwester und erinnert uns an unsere Mutter Erde: "Laudato si', mi' Signore – Gelobt seist du, mein Herr", sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, daß unser gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns in ihre Arme schließt: "Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter." [1] Ruediger Dahlke resümiert: "In "Laudato si" sagt das erste Mal in der 2000-jährigen Kirchengeschichte ein Papst etwas Substantielles zum Klima- und Umweltschutz, tatsächlich bringt er das Problem auf den Punkt. Er fordert u.a. Schluß mit Kohle, Gas und Öl und den raschen Umstieg auf erneuerbare Energien. Die Privatisierung des Wassers sei eine "Menschenrechts-Verletzung" und er kritisiert das Wirtschaftswachstum mit Gewinnmaximierung und Ausbeutung der Erde. Er sagt deutlich: aus der Erde werde so eine "Müllhalde". Er beklagt in klaren Worten Umweltzerstörung, Übersäuerung der Ozeane, die Verwüstung des Planeten und warnt vor Gentechnik und einer Lebensart, die den Reichtum weniger und die Armut vieler fördert.
Leider kommt das Thema Tierschutz oder gar veganes Leben, welche auf die Umwelt und den Hunger in der "Dritten Welt" den größten und positivsten Einfluß haben könnten, noch gar nicht vor. Das könnte der nächste Schritt sein. Alles auf einmal einzufordern, ist leicht, aber nicht realistisch. Wenn der Papst in dieser Richtung weitergeht, muß er zwingend dort landen, zwingend auch weil es der Weg und das Feld seines Namenspatrons ist. Immerhin hat er auch schon geäußert, Tiere hätten eine Seele. Da klafft noch eine weite Kluft zwischen dem Heiligen Franziskus und den Fürchterlichkeiten, die päpstliche Vorgänger von Franziskus I im bis heute gültigen Katechismus verankert haben. Der Weg zu dem, was der Heilige Franziskus vor 800 Jahren vorgelebt hat, bleibt also noch weit. Wenn wir es aber schaffen in den Geist dieser Enzyklika einzutauchen und die Mächtigen ebenfalls dazu zu bewegen, ist Hoffnung angesagt. Das wird nur gelingen, wenn wir sie zwingen, indem wir all ihre gegenteiligen Versuche unterlaufen, ihre politischen Attentate wie TTIP mit Petitionen boykottieren, ihnen gefügigen Politikern das Mandat entziehen, ihre Schrott-Ernährung verweigern und mit dem Einkaufskorb abstimmen."