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Türkei: Widerstand gegen Hunde-Massaker!

22.08.2024

Ein Bericht von Pro Animale über die aktuellen Hunde-Massaker in der Türkei:

Wahrscheinlich haben Sie in den vergangenen Wochen die Schlagzeilen über den höchst problematischen Gesetzesentwurf des "neuen türkischen Tierschutzgesetztes 2024" verfolgt, wonach es auf den Straßen der Türkei keine Straßenhunde- und Katzen in Zukunft mehr geben soll. Trotz massiver Proteste Tierschützender in der Türkei und ganz Europa wurde das Gesetz am 1. August tatsächlich vom türkischen Parlament – mit Absegnung des Diktators Erdogan -verabschiedet. Es bezieht sich sowohl auf Hunde als auch auf Katzen, wird aber in der Realität in erster Linie auf Hunde angewandt werden.

Worum geht es?
Das Gesetz verpflichtet die Kommunen, streunende Hunde einzufangen und sie in „Tierheimen“ unterzubringen. Hier sollen sie geimpft, kastriert, gechippt und dann zur Adoption freigegeben werden. In der Türkei gibt es nach Angaben der Behörden rund 4 Millionen Straßenhunde. Platz in den wenigen bestehenden türkischen „Tierheimen“ (besser Hundelagern), die ohnehin schon überfüllt sind, gibt es aber für gerade einmal 100.000 Hunde, und die Adoptionschancen für Hunde innerhalb der Türkei sind minimal. Wenn die Adoption nicht in einer Frist von 30 Tagen erfolgt, sollen die Tiere euthanasiert werden.
Ohne Zweifel handelt es sich bei diesem Gesetz also um ein todbringendes Scheinkonstrukt, da keine Gemeinde in einen ohnehin zum Tode verurteilten Hund noch Kosten für Kastration, Chip und Impfung investieren wird! Weiters besagt das Gesetz, daß kranke und als gefährlich eingestufte Hunde sofort euthanasiert werden sollen. 814 Kommunen haben überhaupt kein Tierheim.
 
Durch vehementes, mediales In-Szene-Setzen von Vorfällen, in denen Menschen von Straßenhunden angegriffen wurden und leider in der Türkei noch immer vorkommenden Tollwutfällen, wird in der Bevölkerung bewußt Angst geschürt. Die Menschen sind von der Hetze gegen die vermeintlich bösartigen und gefährlichen Straßenhunde getriggert. So übergibt das neue Gesetz de facto den Gemeinden die alleinige Verantwortung für ihre Straßentiere.
Dieses Zusammenspiel hat tatsächlich das Potential, eine vollkommen entfesselte Gewalt an den Tieren auszulösen.
Die Umsetzung des neuen Gesetzes wird ein beängstigendes, grauenvolles Szenario für die Tiere zur Folge haben.
 
Gibt es Widerstand?
Ein Großteil der Bevölkerung, alle türkischen Tierschützerinnen und Tierschützer und alle parlamentarischen linken Parteien sind Gegner dieses Gesetzes. 
Der Parteichef der Oppositionspartei CHP hat eine öffentliche Proklamation herausgegeben, nach der ALLE von der CHP regierten Gemeinden sich dem neuen Gesetz widersetzen werden und weder Hunde einfangen und schon gar nicht Hunde, die bereits in „Tierheimen“ sind, euthanasieren werden.
Vor wenigen Tagen wurden ein 180-seitiges Dossier, eine Gegenklage von der Rechtsanwaltskammer in Istanbul sowie eine Klage der Oppositionspartei CHP, auf den Weg gebracht. Diese fechten die Tierschutzwidrigkeit und Undurchführbarkeit des Gesetzes an und weisen entschieden auf gravierende juristische Fehler hin. Dies ist der Auftakt zu einer Rechtsklage zur Aufhebung des jetzigen neuen Gesetzes, das prinzipiell durchaus noch zurückgezogen werden kann.
  
Eine nachhaltige und langfristige Lösung für das Problem der Straßentiere kann nur durch großflächige, konsequente und gut strukturierte Kastrations- und Versorgungsprogramme der existierenden Tierpopulationen in ihren angestammten Gebieten erreicht werden.

Unterschreiben Sie daher bitte auch die Petition (auf englisch) an die türkische Regierung „Nehmen Sie das neue Gesetz zur Tötung von Straßentieren zurück!“

Tierschutz-Themen: