Sie sind hier

Trophäenjagd ≠ Artenschutz: Fakten gegen Jägerlatein

15.06.2022

Trophäenjagd ist kein Artenschutz: Fakten entlarven Jägerlatein

wildbeimwild.com: Jedes Jahr werden auf der Dortmunder Jagdmesse Reisen zum Abschuß bedrohter und geschützter Tiere angeboten. Dabei versucht die Jagdlobby der Trophäenjagd ein ökologisch und ökonomisch nachhaltiges Image zu verleihen. Ein von 15 Tier- und Artenschutzorganisationen veröffentlichtes Faktenpapier entlarvt dies als Greenwashing und räumt mit den 14 gängigsten Trophäenjagd-Fake News auf.

Die alljährlich stattfindende Jagd & Hund in Dortmund ist die größte Jagdmesse Europas und gleichzeitig eine wichtige Werbefläche für die Trophäenjagd auch auf bedrohte und international geschützte Tierarten, wie Löwen, Elefanten, Nashörner, Leoparden und Eisbären. Dagegen regt sich seit langem Widerstand in der Bevölkerung. Eine aktuelle Umfrage von HSI legt offen, daß knapp 90 % der befragten Bundesbürger die Einfuhr von Jagdtrophäen nach Deutschland ablehnen. Darüber hinaus fordern über 120.000 Menschen in einer Petition Dortmunds OB Westphal auf, das Angebot von Trophäenjagdreisen auf der Jagd & Hund zu unterbinden. Auch 19 Tier- und Artenschutzorganisationen fordern dies in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Während die Vertreter der Trophäenjagdindustrie behaupten, Trophäenjagd sei ein Beitrag zum Artenschutz und zur Armutsbekämpfung, entlarvt das aktuelle Faktenpapier diese zentralen Mythen. Gerade im Rahmen der viel diskutierten Wirtschaftlichkeit, zeigt sich, daß die ökonomische Relevanz der Trophäenjagd äußerst gering ist. Zudem profitieren von den erwirtschafteten Gewinnen größtenteils Jagdreiseanbieter und GroßgrundbesitzerInnen. Eine Studie zeigt, in Namibia – Ziel der meisten deutschen JagdtouristInnen – werden über 97 % der Tiere auf privaten Farmen geschossen. Auch aktuelle Medienberichte aus Botswana belegen, wie sich wohlhabende Unternehmer an der Jagd auf die letzten großen Elefantenbullen Afrikas bereichern und gleichzeitig Naturschutzerfolge aufs Spiel setzen. „Daß die Jagdlobby immer noch behauptet, die Trophäenjagd sei eine existentielle Einnahmequelle für die Menschen in lokalen Gemeinden, während sich Jagdreiseanbieter, Farmbesitzer und lokale Eliten die Taschen füllen, ist eine Farce. Vielmehr zementiert die Trophäenjagd als Teil des kolonialen Erbes, Abhängigkeiten und strukturelle Ungerechtigkeiten und macht ebenso wie früher die Bereicherung Einzelner auf Kosten aller möglich“, so Dr. Mona Schweizer von Pro Wildlife.

In Zeiten, in denen durch menschliche Einflüsse mehr Arten vom Aussterben bedroht sind als jemals zuvor, sind diese Gefahren besonders gravierend. Die Ausrottung ganzer Tierarten geht uns alle an. Wie problematisch Trophäenjagd tatsächlich ist, betont auch Sylvie Kremerskothen Gleason von HSI: „Trophäenjagd ist kein Artenschutz! Ganz im Gegenteil: Sie reduziert Bestände bedrohter und geschützter Arten. TrophäenjägerInnen töten besonders imposante Tiere und eliminieren damit genau die Schlüsselindividuen, die für gesunde Bestände besonders wichtig sind. Gerade bei bereits in ihren Beständen dezimierten und bedrohten Arten ist diese selektive Bejagung für Trophäen fatal.”

"Vor dem Hintergrund der Tatsachen ist schwer nachvollziehbar, daß es in Deutschland noch immer erlaubt ist, Jagden auf bedrohte und geschützte Tierarten anzubieten und deren Trophäen zu importieren. Das Faktenpapier bekräftigt die dringende Notwendigkeit zu handeln – wir fordern die Politik auf, die Einfuhr von Jagdtrophäen bedrohter und geschützter Arten und entsprechende Jagdreiseangebote zu verbieten," James Brückner, Leiter des Artenschutzreferats des Deutschen Tierschutzbunds.

Tierschutz-Themen: