Spiegel.de: Mit versteckter Kamera im Putenstall Knüppelschläge, offene Wunden, verendete Tiere
Die deutsche Organisation Animal Rights Watch (ARIWA) wirft Europas größtem Putenzüchter Tierquälerei vor. Videos zeigen, wie Puten malträtiert werden. Auch eine vermeintliche Kontrolle des Veterinäramtes wurde gefilmt.
Lesen Sie hier das Videotranskript: Ein Mastbetrieb für Puten in Brandenburg. Einigen Tieren geht es augenscheinlich schlecht – offene Wunden sind zu sehen, ein verendendes Tier, das von Artgenossen malträtiert wird – und ein Mitarbeiter des Betriebs, der mit einem Knüppel auf eine halbtote Pute einschlägt. Der Betrieb steht in Roddahn im Landkreis Ostprignitz-Ruppin und gehört Thomas Storck, dem größten Putenzüchter Europas. Storck wurde bereits in der Vergangenheit vorgeworfen, Puten unter schlechten Bedingungen zu mästen. Die Organisation »Animal Rights Watch« wirft Storcks »Gut Jäglitz GmbH« nun erneut Tierquälerei vor. Ein Beispiel: Verletzte Tiere müssen eigentlich in einem Krankenabteil separiert werden. Das passiert in Roddahn offenbar nicht. Diese verletzte Pute kauert direkt neben der Krankenbucht. Auch die Knüppelschläge sind selbstverständlich vorschriftswidrig. Laut »Animal Rights Watch« ist ein solches Tierleid Alltag einer Branche, die nach dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit funktioniere.
Siehe auch den Originalbericht von ARIWA:
Im Dezember haben wir bereits gezeigt, wie Puten in einer Mastanlage von Deutschlands einflußreichstem „Geflügel“-Lobbyisten brutal totgeknüppelt werden. Nun haben versteckte Kameras an zwei Standorten desselben Unternehmens weitere grausame Praktiken dokumentiert – und dabei zufällig auch eine Veterinärkontrolle. Die Aufnahmen machen erschreckend deutlich, wie selbstverständlich die alltägliche Tierquälerei für die Beteiligten zu sein scheint:
Spiegel Online berichtet exklusiv mit unserem neuen Videomaterial: Puten, die mit zertrümmerten Schädeln langsam und qualvoll sterben. Puten, die wie Fußbälle zum Schlachttransport getreten werden und denen Arbeiter zum Spaß die Schwanzfedern ausreißen. Und Puten, die den Weg zum Schlachthof nicht mehr schaffen und die einem minutenlangen Todeskampf überlassen werden, nachdem ihnen noch in der Masthalle der Hals mit einem Bolzenschneider zerquetscht wurde.
Der Betreiber, seit Herbst 2020 zugleich Europas größter „Putenerzeuger“, ist für mehr als ein Dutzend solcher Mastanlagen und damit für das Leid von vielen hunderttausend Puten jedes Jahr verantwortlich. Als Lobbyist und „Putenpräsident“ behauptet dieser Mann wörtlich, Deutschland hätte die „besten Haltungsbedingungen der Welt“. Sein politisches Ziel ist klar: Alles soll so bleiben, wie es ist. Damit dieses grausame Geschäft rentabel bleibt, für ihn und die gesamte Branche.