Unsere Doppelmoral des Fleischessens
www.deutschlandfunkkultur.de: "Wir begrenzen Tierversuche und hätscheln unsere Hunde, trotzdem halten wir Nutztiere unter schlimmsten Bedingungen. Das ist heuchlerisch. Eigentlich müßten wir auch die Massentierhaltung beenden", meinen Adriano Mannino und Nikil Mukerji.
„Replace, Reduce, Refine“ – das 3R-Prinzip hat die Gesetzeslage zu Tierversuchen stark geprägt: Tierversuche sind durch Alternativen zu ersetzen, ihre Anzahl ist zu reduzieren und die Versuche sind so zu verfeinern, daß die Tiere möglichst wenig leiden. Der biomedizinischen Forschung ist es verboten, auch nur ein Tier zu töten, wenn sie nicht nachweisen kann, daß dazu keine Alternativen existieren. Dieser Nachweis ist gegenüber einer Ethikkommission zu erbringen, die jeden Tierversuch beurteilt. Die Zahl der Versuchstiere beläuft sich in Deutschland auf rund drei Millionen pro Jahr.
Massenschlachtungen sind ethisch nicht zu rechtfertigen
Die Landwirtschaft dagegen tötet (nur in Deutschland) jedes Jahr mehr als 700 Millionen Tiere (in Österreich sind es weit über 70 Millionen!). Es handelt sich um gesunde Tiere, die nach einem kleinen Bruchteil ihrer Lebenserwartung geschlachtet werden. Im Gegensatz zur medizinischen Forschung muß die Landwirtschaft dabei keinerlei Nachweis erbringen, daß die Tiertötungen alternativlos und notwendig sind.
Die Frage muß erlaubt sein: Warum eigentlich erfordert nicht auch jede Schlachtung das Placet einer Ethikkommission? Warum gilt das 3R-Prinzip nur für die Forschung? Das scheint hochgradig widersprüchlich: In der medizinischen Forschung stehen Gesundheit und Leben von Menschen auf dem Spiel, die Fleischproduktion dagegen dient nur unserer Gaumenfreude.
Mitunter wird eingewandt, der Fleischkonsum sei ein vitales Bedürfnis des Menschen und ein notwendiger Bestandteil unserer Ernährung. Die wissenschaftliche Empirie spricht nicht dafür: Eine fleischfreie Ernährung ist möglich!
Und selbst wenn man Fleisch für gesundheitlich notwendig hält, so muß man einräumen, daß unser Fleischkonsum derzeit weit über dem gesundheitlichen Optimum liegt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine Reduktion um rund zwei Drittel. Daraus folgt: Mindestens zwei Drittel der über 700 Millionen Schlachttiere werden völlig unnötig getötet. Das ist aus ethischer Sicht nicht zu rechtfertigen.
Massentierhaltung verletzt Rechte von Tieren und Menschen
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