Auslegeordnung rund um den Wolf
pronatura.ch: Dieser Artikel aus der Schweiz gilt genauso für das Alpenland Österreich, wo dzt. eine ähnliche Diskussion über (illegale) Wolfs-Abschüsse läuft: Viel war in den vergangenen Wochen vom „bösen“ Wolf und den „guten“ Schafen die Rede; von Traditionen und deren Infragestellung. Wir erlauben uns eine differenzierte Auslegeordnung, denn das Thema Wolf ist vielschichtiger.
Die Schweiz (und Österreich) sind keine traditionellen Schafländer
Die Schweiz ist ein traditionelles Rindvieh-Land mit heute rund 1,5 Millionen Rindern. Schafe sind schweizweit rund 420.000 Tiere gemeldet (Anm.: in Österreich sind es nur knapp 400.000, davon werden offiziell jährlich 167.387 in Ö geschlachtet, der Rest wohl auf tagelangen Horror-Transporten zum betäubungslosen Schächten ins muslimische Ausland bis nach Nordafrika gekarrt!). Die Schafhaltung steht also eindeutig im Schatten der Rinderhaltung.
Die meisten Schafbestände haben eher Hobby-Charakter. Richtig professionelle Betriebe mit 100 und mehr Mutterschafen, die einen namhaften Anteil des Haushaltseinkommens aus der Schafhaltung erwirtschaften, sind in der Schweiz/Österreich dünn gesät. Daß überhaupt so viele Schafe und Ziegen in der Schweiz gehalten werden, ist ein junges Phänomen, genauso wie der freie Weidegang. In anderen Ländern Europas ist die ständige Behirtung mit Treib- und Herdenschutzhunden bewährter Alltag und eine jahrhundertealte Tradition.
Die Rückkehr des Wolfes erfordert bei uns ein Umdenken. Dies sollte als Chance gesehen werden, denn eine stärkere Betreuung der Schafe oder gar deren ständige Behirtung fördert auch die Gesundheit der Tiere, da Verletzungen und Krankheiten viel früher entdeckt werden.
Polemik um den Herdenschutz
Herdenschutz ist komplex und Patentrezepte gibt es keine. Erfahrungen etwa aus Italien zeigen aber: Herdenschutz reduziert die Wolfsschäden erheblich, wenn er vor der Rückkehr des Wolfes etabliert ist. In der Schweiz traf der Wolf bei seiner Rückkehr auf mehrheitlich ungeschützte Schafherden. Daß dies zu einer Prägung des Wolfes auf leicht zugängliche Nutztiere führen kann und damit den Herdenschutz erschwert, zeigt sich jetzt deutlich. Noch immer weiden rund die Hälfte aller gesömmerten Schafe ungeschützt auf unseren Alpen. Leidtragende sind Schafe und Wölfe, die ausbaden müssen, was der Mensch versäumt hat. In der Umsetzung des Herdenschutzes besteht auf regionaler Ebene noch ein großes Potential.
Existenzrecht der Wildtiere und Gefährdung durch „Nutztiere“
Wer hat eine Daseinsberechtigung in den Alpen? Gehören sie ausschließlich der Landwirtschaft und ihren "Nutztieren"? Welches Recht auf Lebensraum und Nahrung haben die dort lebenden Wildtiere? Zum Beispiel Gemsen, Hirsche und Steinböcke, für welche die vielen gesömmerten "Nutztiere" auch Nahrungskonkurrenten sind und manchmal sogar Überträger von für sie tödlich verlaufenden Krankheiten.
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Siehe dazu auch die OTS-Aussendung vom 24.11.2022: Tierschutz Austria fordert mehr Sachlichkeit in Wolfs-Debatte: Märchenverbreitung zum Wolf muß aufhören