APA-OTS: Wiener Tierschutzverein: Petition gegen Wolf ist Affront
WTV-Präsidentin Petrovic: "Petition ist Affront gegen richtige Bemühungen im Sinne des Artenschutzes und lediglich ein Freibrief zum Töten"
Wieder steht der Wolf am Pranger, diesmal in Osttirol: Dort wird dieser für einige Schaf- und Wildrisse der letzten Zeit verantwortlich gemacht, seine Ansiedelung generell nicht geduldet. In vielen Fällen scheint allerdings dem Vernahmen nach noch nicht einmal restlos geklärt zu sein, ob diese Tiere tatsächlich von einem Wolf, oder nicht von einem großen Hund gerissen wurden. Diese vagen Erkenntnisse allein reichen für einige Politiker aus, um umgehend Angst und Panik in der Bevölkerung zu schüren und in Tirol quasi zum Halali auf Wölfe zu blasen. Ein Tiroler Nationalratsabgeordneter brachte diesbezüglich gar jüngst eine weitere Petition (es ist bereits seine dritte zu dieser Thematik) zur Senkung des Schutzstatus des Wolfs ein, um so genannte „Problemwölfe“ unbürokratisch „entnehmen“ zu können oder anders ausgedrückt: um sich einen Freibrief für das problemlose Töten unliebsamer Lebewesen zu sichern.
Schutz großer Beutegreifer
Zur Erinnerung: Alle großen Beutegreifer, so auch der Wolf, genießen grundsätzlich einen hohen Schutzstatus. Österreich ist unter anderem durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU dazu verpflichtet, entsprechend günstige Gebiete und Erhaltungszustände für Bär, Luchs und Wolf zu schaffen. Im "Bergwaldprotokoll" der Alpenkonvention (ein völkerrechtlicher Vertrag zum Schutz der Alpen) befürwortet Österreich sogar eine Wiedereinbürgerung der großen Beutegreifer zur Wiederherstellung eines natürlichen Selektionsdrucks auf Schalenwild wie Reh oder Gemse.
Artenschutz ernst nehmen
Eigentlich sollte man meinen, daß aktuell dringlichere Probleme im Vordergrund stehen sollten: So zum Beispiel die dringend nötige Aufarbeitung, Erforschung und Bekämpfung der tierischen Ursachen des Corona-Virus, die Milliarden an Schäden verursacht haben. „Doch das scheint manchen Nationalsratsabgeordneten weniger wichtig zu ein als ein paar Wölfe, die für Menschen ungefährlich sind und als Raubtiere letztlich auch für das - durch die Beinahe-Ausrottung der größeren Raubtiere gestörte - ökologische Gleichgewicht unerläßlich wären. Eine Petition gegen Wölfe ist ein Affront gegen die richtigen Bemühungen auf EU-Ebene, den Artenschutz ernst zu nehmen, das ökologische Gleichgewicht in den Wäldern zu fördern und mit den Tier- und Naturschutzorganisationen zu kooperieren.
Österreich hinkt hinterher
Darüber hinaus hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) erst im Oktober 2019 in einem Urteil festgehalten, daß eine Ausnahme vom strengen Artenschutz nur zulässig ist, „wenn es an einer anderweitigen Maßnahme fehlt, mit der das verfolgte Ziel in zufriedenstellender Weise erreicht werden kann und die in der FFH- Richtlinie vorgesehenen Verbote beachtet werden.“ Gelindere Mittel sind etwa: Herdenschutzhunde, fachgerecht aufgestellte Schutzzäune - Maßnahmen, die in vielen anderen Ländern wie etwa der Schweiz längst gesetzt wurden, als absehbar war, daß eine Rückkehr des Wolfs bevorsteht. Österreich hinkt hier - wieder einmal - weit hinterher. Da eine Tötung mit Sicherheit den stärksten möglichen Eingriff darstellt, werden gelindere Mittel in diesen Fällen besonders genau zu untersuchen sein.
„Daher: Nein zu einer Aufweichung des Artenschutzes und Ja zum Beginn der Erforschung und Bekämpfung der Ursachen der Gefahren, die durch tierische Krankheitserreger immer deutlicher zutage treten und die für Menschen wirklich lebensgefährlich sein können", so Petrovic.