Die Geschichte vom Waisenkind, der Moschusente "Clara"
Vor einigen Wochen entdeckten die Mitarbeiter unseres Gnadenhofs Esternberg ein kleines Entenküken, welches ganz verstört unter den Beinen der Ponystute Susi hin und her lief. Das gesamte Team suchte die Umgebung nach der Mutter des verwaisten Entenkükens ab, aber leider ohne Erfolg. Was tut man mit einem Küken, das gerade mal einen Tag alt ist und keine Mutter mehr hat? So fanden sich Mutter und Nichte (Felicitas, 13 Jahre) der Gnadenhofleiterin Anita, die nicht lange zögerten und den kleinen Findling in ihre Obhut nahmen. Da wir dachten, daß das Entenkind weiblich war, haben wie es „Clara“ getauft. Felicitas war ab sofort die Ersatzmutter, nahm das Küken zu sich nach Hause, trug es überall herum und fütterte es mit eingeweichten Haferflocken, Fliegen und speziellem Entenkükenfutter. Über Nacht kam es in eine schöne Kiste mit viel Stroh und wurde sogar mit ins Schlafzimmer genommen. Auch die gesamte Nachbarschaft war begeistert von dem kleinen flauschigen Waisenkind. Irgendwann mußte Clara aber zurück auf den Gnadenhof, um ihr ein artgerechtes Leben mit den anderen Enten zu ermöglichen. Felicitas fiel der Abschied von der geliebten Ente sehr schwer! Und es war kein leichtes Unterfangen, eine auf Menschen geprägte Ente an ihre Artgenossen umzugewöhnen… Wir bauten ihr einen eigenen Entenstall um, holten ihr einen alten Artgenossen Simon, der mit ihr den Stall teilen durfte. Tagsüber durften die beiden frei herum laufen und Clara hielt sich meistens am Gehege der Enten auf, sie nahm durch den Zaun Kontakt zu den Artgenossen auf und gewöhnte sich so an die Verhaltensweisen der Enten. Inzwischen hatte sich jedoch herausgestellt, daß Clara in Wahrheit eine männliche (!) Moschusente war, aber wir haben sie dann nicht mehr umgetauft, da „sie“ auf diesen Namen hört und immer noch auf die ihr bekannten Menschen zuläuft. „Clara“ bezog nun ihr eigenes Gehege mit einem kleinen Bachlauf, viel Wiese und Unterschlupfmöglichkeiten für sie und einige junge Moschusenten-Mädchen. „Sie“ genießt nun das Leben in „vollen Zügen“ und freut sich immer, wenn Felicitas auf Besuch zu ihr kommen und ein paar frische Salatblätter oder Weintrauben mitbringt.