Wolfsschutz in Gefahr: Wenn Lobbying wichtiger wird als Wissenschaft und die Meinung der Mehrheit
Tierschutz Austria/OTS.at: Demokratieversagen. Politik stimmt gegen die Mehrheitsmeinung der ÖsterreicherInnen
Die Entscheidung der Berner Konvention, den Schutzstatus des Wolfes von "streng geschützt" auf "geschützt" herabzustufen, sorgt bei Tierschutz Austria und - wie der erste große Wolfsreport zeigt - auch bei großen Teilen der österreichischen, aber auch europäischen Bevölkerung für Empörung. Sowohl die Umfrage zum ersten Wolfsreport als auch die Umfrage der EU Kommission zur Senkung des Schutzstatus führten zu dem Ergebnis: Die Mehrheit (77 Prozent im Wolfsreport und 71 Prozent in der EU-Studie) befürwortet die Beibehaltung des bestehenden strengen Schutzstatus des Wolfes. Die geplante Abstufung erfolgte daher gegen den Bürgerwillen. Dieses Votum offenbart, wie agrarpolitisches Lobbying wissenschaftliche Erkenntnisse und den Willen der Mehrheit überstimmt. Während der Wolf in Österreich weiterhin streng geschützt bleibt, ist die Abstimmung ein gefährliches Signal für den europäischen Artenschutz.
Wissenschaft und Mehrheit ignoriert
Der erste umfassende Wolfsreport Österreichs zeigt klar: Der Wolf wird von der Mehrheit der ÖsterreicherInnen als Bereicherung wahrgenommen. 76 Prozent bewerten seine Rückkehr positiv, 83 Prozent erkennen seinen Beitrag zum Naturschutz an, und 77 Prozent wollen seinen strengen Schutzstatus beibehalten. Dennoch haben die Interessen weniger Stakeholder diese demokratische Mehrheit und wissenschaftliche Fakten überstimmt. „Diese Entscheidung ist ein Rückschlag für den Artenschutz und ein Beispiel für Demokratieversagen“, kritisiert Madeleine Petrovic, Präsidentin von Tierschutz Austria. „Es zeigt, wie oft wissenschaftliche Erkenntnisse und der Wille der Mehrheit zugunsten einzelner Lobbyinteressen ignoriert werden.“
Österreich bleibt (noch) eine Ausnahme
In Österreich bleibt der Wolf weiterhin streng geschützt, da die EU-Vorgaben bestehen bleiben, solange kein günstiger Erhaltungszustand nachgewiesen ist. Letztes Jahr wurden in Österreich etwa 100 Wölfe, meist nur Durchziehende nachgewiesen - weit entfernt von den 500 bis 1000 Tieren, die nötig wären, um eine gesicherte Population zu erreichen.
Lobbying gefährdet den Naturschutz
Die Herabstufung des Wolfes in der Berner Konvention ist ein gefährlicher Präzedenzfall. Sie ignoriert die wissenschaftlichen Grundlagen, die für den Schutz des Wolfes sprechen, und fördert eine Schwächung des Naturschutzes zugunsten weniger Interessengruppen.
Herdenschutz und Aufklärung statt Abschuß
Die Mehrheit der ÖsterreicherInnen fordert keinen Abschuß, sondern bessere Schutzmaßnahmen für Nutztiere. Laut Wolfsreport sprechen sich 80 Prozent der Bevölkerung für Herdenschutzmaßnahmen aus, darunter Zäune, Hütehunde und Behirtung. Gleichzeitig herrschen gravierende Wissenslücken: Fast 60 Prozent wissen zu wenig über die Rolle des Wolfes im Ökosystem, während Mythen über unkontrollierte Vermehrung und Bedrohung von Nutztieren weiterhin kursieren.
Lesen Sie die ganze Presseaussendung HIER