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Tierschützer warnen...

12.06.2017

www.focus.de: Tierschützer warnen vor korrupten Vereinen: So gerät man ihnen nicht in die Fänge

Tierschützer warnen vor korrupten Vereinen: So gerät man ihnen nicht in die Fänge

Sicherlich hat jeder folgende Situation schon einmal erlebt: An einem gut frequentierten Platz in der Fußgängerzone oder vor einem Einkaufszentrum steht ein Stand, an dem die vorüberziehen­den Menschen kurz innehalten. Auf einem überdimensiona­len Plakat ist hinter dicken Gitterstäben ein Hund zu sehen und blickt mit großen traurigen Augen den Betrachter an. Ein Gastbeitrag von Robert Derbeck

„Wollen Sie solchen Tieren denn nicht helfen?“, spricht eine beherzte Dame die Menschen an. In der Hand hält sie einen Bildband mit weite­ren schrecklichen Bildern über bemitleidenswerte Kreaturen aus dem In- oder Ausland. „Mit einer Spende oder einer Mitglied­schaft in un­serer Organisation können Sie mithelfen sol­ches Leid zukünftig zu verhindern.“

Welcher Mensch mit Ge­wissen, welcher Tierfreund, kann sich hier schon teil­nahmslos abwen­den? So zücken viele Ihren Geld­beutel und spenden oder verpflichten sich gar mit einer Mit­gliedschaft zu regelmäßigen Zahlungen. Nur, wird mit diesem Geld wirklich den Tieren gehol­fen?

Häufig stehen Tierschutz-Organisa­tionen mit negativen Schlagzeilen in der Boulevard­presse

Sind es denn nicht häufig Tierschutzorganisa­tionen, die mit negativen Schlagzeilen in der Boulevard­presse im Mittel­punkt stehen? Von Spendenskandalen, zweckentfremdeter Verwendung von Spendengeldern und über­höhten Verwaltungs­ausgaben wird da geschrieben. Aber auch vereinsinter­ne Querelen werden häufig in der Öffent­lichkeit ausgefochten. So sind mittlerweile natürlich viele Menschen und Tierfreunde verunsichert und zweifeln, ob denn ihr Beitrag letztendlich wirklich den be­dürftigen Tieren zugute kommt.

Leider muß man gestehen, daß es auch im Tierschutz „schwarze Schafe“ gibt, die vorrangig nur die kommerzielle Seite eines Vereins betrachten, oder was noch schlimmer ist, sich persönliche finanzielle Vorteile aus den Spendengeldern erhoffen. Der Tierschutz gilt dann nur als Mittel zum Zweck.

Wie kann man ehrliche von unehrlichen Organisationen unterscheiden?

Ehrliche Organisationen und vor allem die Tiere müssen dadurch leiden, denn ein „geprellter Spender“ wird sich so schnell nicht mehr in Ge­berlaune zeigen. Wie kann ein bereitwilliger Spender, der den Tieren helfen möchte, unterscheiden, ob eine Vereinigung unehrliche Absichten hegt, oder ob seine Spende wirklich zweckgebun­den zum Wohle der Tiere eingesetzt wird?

Es gibt leider keinen Königsweg um herauszufinden, welche Organisationen wirklich seriös sind und welche nicht. Aber es gibt Möglichkeiten, an gewissen Punkten bereits im Vorfeld die Seriosität einer Vereinigung weitgehend zu erkennen.

Folgende Fragen können Sie sich stellen:

Handelt es sich um einen eingetragenen Verein? Erkennbar ist dieses am „e. V.“ (zutreffend nur für Deutschland!). Besitzt der Vereinsname im Anhang die­ses „e. V.“, ist er beim Amtsgericht im Vereinsregister einge­tragen.

Ist der Verein gemeinnützig und förderungswürdig? Eine gemeinnützige Zielsetzung und die Aufnahme von Vor­schriften zur Selbstlosigkeit, Ausschließlichkeit und Vermö­gensbindung sind in der Satzung erforderlich.

Wie lautet die Satzung und der Satzungszweck? Ein seriöser Verein macht seine Satzung öffentlich einsehbar (Aushang, Internet, etc.). Spendengelder müssen zielgerichtet für den Satzungszweck Verwendung finden.

Wird aggressiv geworben? Drückerkolonnen, aggressive oder unsachliche Mitglieder­werbung (z.B. per Telefon oder an der Haustüre) gibt es leider immer wieder. Eine solche Vorgehensweise würde aber keinem seriösen Verein in den Sinn kom­men. Auch die Rücktrittsmöglichkeiten, Kündigungsbedingungen, etc. bei Zustandekommen einer Mitgliedschaft sind wichtig vorab zu wissen.

Sammlungen mit der Spendendose? Bei Sammlungen mit der Spendendose, egal ob an der Haustüre, am Infostand oder an frequentierten Aufstellorten, ist zu beachten, daß die Sammeldosen verplombt sein müssen und sich der „Beauftragte“ entsprechend ausweisen können muß.

Sind die Verwaltungskosten angemessen? Bei einem seriösen Verein wird der Großteil der eingehenden Gelder dem erklärten Hilfszweck zugute kommen. Sind die Verwaltungskosten hoch, kommt den in der Satzung aufgeführte Verwendungszweck weniger zu und die (Spenden)Gelder dienen weitgehend nur dem Selbsterhalt.

Ist Transparenz gegeben? Viele lassen sich nicht in die Karten schauen. Eine seriöse Vereinigung hat keine Geheimnisse und wird ihre vollstän­dige Adresse, Erreichbarkeit, Jahresberichte, Ergebnisse sowie Einnahmen und Kosten für einzelne Projekte öffentlich publizieren und ihre Mitglieder und Spender hierüber auch entsprechend infor­mieren.

Berichtet der Verein regelmäßig über seine Tätigkeiten? Ein seriöser Verein unterrichtet seine Mitglieder und Gönner regelmäßig über die Aktivitäten der Organisation z. B. über eine Vereinszeitung, Newsletter, etc. So kann sich ein Interessent selbst ein Bild über die Aktivitäten des Vereins machen und ob er die Aktionen auch unterstützenswert hält.

Letztendlich obliegt es dem Spender, sich nach ausführlicher Information zu entscheiden, ob er einer Vereinigung sein Vertrauen ausspricht und diese in der Erfüllung ihrer Arbeit unterstützt, oder ob ihn Zweifel dazu bewegen, Abstand zu nehmen. Empfehlenswert ist jedoch sich immer vorab ausführ­lich über die Organisation, deren Ruf, deren Satzungsziel und Wirken zu informieren.

PS.: Ergänzung in eigener Sache: In Österreich gibt es noch zwei weitere wichtige Unterscheidungskriterien: Hat der Verein das österr. Spenden-Gütesiegel und können die Spender ihre Zuwendungen an diese Organisation steuerlich absetzen? ANIMAL SPIRIT kann beide Fragen mit JA beantworten.

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