APA-OTS vom 04.05.2017: ANIMAL SPIRIT, Laaben: Türkischer „Bauer“ zerrt schwer verletzte Kuh mit Traktor ins Freie und läßt sie über Nacht in der kalten Nässe liegen.
Amtstierarzt wurde verständigt, war vor Ort und unternimmt – praktisch nichts!
Am Nachmittag des 3. Mai 2017 erreichte uns im ANIMAL SPIRIT-Büro in Laaben wieder einmal ein Notruf betreffend des Rinderhofes des sattsam bekannten türkischen Landwirts Nihal Özay. Es ist derselbe Landwirt, der letztes Jahr um Bewilligung eines (Schächt-) Schlachtraums auf seinem Hof angesucht hat, wogegen ANIMAL SPIRIT Ende September eine Petition gestartet hat, siehe http://bit.ly/2pGdROq. Der Zeuge, der uns alarmiert hat, hatte gestern beobachtet und gefilmt, wie eine Kuh, die nicht mehr aufstehen konnte, mit dem Traktor – bei strömendem Regen - aus dem Stall ins Freie gezogen wurde und dann auf sie auch noch mit einem Stock eingeschlagen wurde (siehe kurzes Amateurvideo auf http://bit.ly/2p80STT).
ANIMAL SPIRIT verständigte daraufhin sofort die örtliche Polizei und den zuständigen Amtstierarzt von St. Pölten, Dr. Peter Pusker. Beide sind dann auch gekommen, nur mußten ebenfalls herbeigeeilte Mitarbeiter von ANIMAL SPIRIT feststellen, daß letzterer nach einer kurzen Visite unverrichteter Dinge wieder abgezogen ist. Als er daraufhin zur Rede gestellt wurde, war die - sinngemäße - Antwort, „da kann man nichts machen, die Kuh hat wahrscheinlich die Beine gegrätscht (Fachausdruck „Adduktorenriß“) oder sich was gebrochen, aber vielleicht steht sie ja morgen eh wieder auf…“. Auf die Frage, warum weder ein praktischer Tierarzt – zwecks eingehender Untersuchung und ggf. Behandlung -, noch der Notschlachter gerufen worden sind, war die ebenfalls lapidare Antwort, „nach einer Behandlung kann man sie ja nicht mehr schlachten und aufessen…“. Das einzige, was offenbar veranlaßt worden ist, war, das arme Tier mit einer Plane abzudecken, ansonsten wurde sie einfach im Freien ihrem Schicksal überlassen.
Dr. Franz-Joseph Plank, Obmann von ANIMAL SPIRIT und selbst studierter Veterinärmediziner, der ebenfalls kurz vor Ort anwesend war, ist erschüttert: „Es ist einfach unglaublich und beschämend mit ansehen zu müssen, wie ein Tierarzt-Kollege, der als Amtstierarzt noch dazu das Vollzugsorgan für die Tierschutzgesetzgebung wäre, so gefühllos agieren kann und einfach – außer einer notdürftigen Planenabdeckung – nichts veranlaßt hat. Laut den Zeugen, die uns verständigt haben, soll das Ganze sogar bereits am Vormittag passiert sein; es wäre also Zeit genug gewesen, sowohl rechtzeitig den Hoftierarzt (Behandlung oder Euthanasie) als auch – wenn nötig – den Abdecker zur Notschlachtung kommen zu lassen, um das verletzte Tier nicht noch länger und unnötig leiden zu lassen. Völlig unverständlich und v.a. unverantwortlich ist zudem, daß das schwer verletzte Tier bei diesem feuchtkalten Wetter über Nacht ins Freie gezerrt, heftig und unnötigerweise geschlagen wurde und dann auch noch die ganze Nacht ihrem Schicksal überlassen wurde. Und wieder einmal geht hier – wie meistens bei den sog. „Nutztieren“ – Profit vor Mitgefühl, und sei das nur in Form einer zeitgerechten Euthanasie bzw. Notschlachtung.“
Bis zur Stunde (Donnerstag Morgen, 8 Uhr) hat sich diese Situation auch nicht verändert, weiterhin liegt das arme Tier im Freien unter der notdürftigen Plane. Wir werden diesen Fall jedenfalls zur (nochmaligen) Anzeige bringen, obwohl bei den gegebenen Behördenstrukturen (siehe oben) nicht allzu viel Hoffnung besteht, daß es hierbei zu einer Verurteilung oder gar Strafe kommen könnte.
Wie wir später erfahren haben, wurde die arme Kuh schließlich um ca. 10 Uhr notgeschlachtet und abtransportiert. Und wir haben mittlerweile eine weitere Anzeige bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten eingebracht, und auch die Bezirkshauptmannschaft St. Pölten hat inzwischen immerhin alle relevanten ZeugInnen einvernommen. Wir werden vom Fortgang der Verfahren weiter berichten.