Gnadenhof Engelberg: "Henne Rosi"
Marion vom Gnadenhof Engelberg schreibt: „Bei der Pferderettung in Fernreith, Bezirk Wels- Land (wir haben mehrfach darüber berichtet, siehe u.a. HIER), ist mir - nachdem ich mit einer befreundeten Tierärztin das zweite Mal vor Ort war - sogleich eine Henne aufgefallen. Sie saß eingeklemmt, bereits mehr tot als lebendig, zwischen den Balken eines alten Holz-Schiebetores. Ein großer Kothaufen hinter ihr ließ vermuten, daß die Henne bereits längere Zeit in dieser Situation festgesteckt war. Wieder mal ein Tier, das dort einfach so verreckt wäre, ohne daß es jemanden auch nur aufgefallen wäre. Wir haben dann das graue Wesen mit sehr großem Kraftaufwand vorsichtig aus ihrer schlimmen Lage befreien können. Leider konnte sie nicht selbständig stehen, ich hatte große Angst, daß sie bereits einen nicht wiedergutzumachenden Nervenschaden erlitten hatte. „Rosi“, so habe ich das Hühnchen getauft, wurde von der Tierärztin erstversorgt, mit Einverständnis eines Familienmitgliedes in meine geräumige Hundebox gesetzt und sofort auf den Gnadenhof transportiert. Dort haben wir sie erstmal in einem Quarantänebereich untergebracht und sie mit gutem Futter und Wasser versorgt. Am nächsten Tag ist sie bereits vorsichtig herum gehumpelt und nur zwei Tage später konnten wir sie zu den anderen Hühnern am Hof bringen. Rosi ist nun ein außergewöhnlich hübsches und selbstbewußtes Huhn geworden und genießt ihr Leben bei uns am Hof.
Kürzlich stand eine Entwurmung der Hühner an. Wir haben die Stalltüre am Morgen zuglassen, damit wir auch alle erwischen und uns kein Huhn entgeht. Angefangen habe ich mit dem Stall, in welchem auch die Henne Rosi wohnt. Nachdem ich mir das erste Huhn geholt hatte, um das Wurmmittel mittels einer Plastikspritze den Hühnern über den Schnabel zu verabreichen, hat sie mich noch völlig entgeistert angesehen. Beim Fangen eines weiteren Huhnes hat die kleine Kämpferin dann aber ihren gesamten Mut gesammelt, sie hat sich aufgeplustert auf mich gestürzt und mich voll in meine Hand gehackt, um dann nicht zurückzuweichen, sondern gleich noch einmal anzugreifen. Ich war baff und gleichzeitig unglaublich stolz auf den Mut dieser kleinen grauen Henne, die ganz offensichtlich ihre Hühnerfreundinnen vor mir beschützen wollte. Nun - die Hühner mußten entwurmt werden, also habe ich die wilde Rosi als nächstes entwurmt und sie aus dem Stall befördert, sonst hätte ich sicher noch mit weiteren Angriffen rechnen müssen. Gäbe es mehr so selbstlose, mutige Wesen wie das Hühnchen Rosi, so würde unsere Welt, vielleicht ein ganzes Stück besser dastehen, oder?“.