www.jagd.it/hege/wildfuetterung.htm bzw. https://wildundhund.de
(siehe dazu auch unsere aktuelle Petition gegen die grausame Fuchsjagd in Österreich)
Notzeit kann man nicht pauschal an einer geschlossenen Schneedecke festmachen. In welchen Regionen Rehwild wann Not leidet, ist mehr als eine Frage der Witterung. Unterschiedliches Äsungsverhalten und Ernteschock sind nur zwei Schlagworte in diesem Zusammenhang.
Von Dr. Harald Kilias
Im Streit um die Notwendigkeit der Wildfütterung kulminiert die Heuchelei!“ (Hespeler 1990). Kaum ein Thema wird unter Jägern so emotional und hitzig diskutiert wie die Frage der Winterfütterung. Laut deutschem Bundesjagdgesetz beinhaltet der Jagdschutz auch den Schutz des Wildes vor Futternot. Die Länder haben ausnahmslos die Fütterung des Wildes in Notzeiten zur Pflicht gemacht. Man wundert sich, wie das Wild in jenen noch gar nicht so fernen Zeiten zurecht gekommen war, als es völlig ohne die Futtergabe der Menschen die Winter überstehen mußte. Ist diese Art der Hege immer und überall notwendig? Und ist sie noch zeitgemäß?
In der Natur überleben
Wildtiere haben gelernt, in der Natur zu überleben und brauchen daher grundsätzlich auch kein Futter vom Menschen, im Gegensatz zu Haustieren. An den winterlichen Nahrungsengpaß sind sie hervorragend angepaßt. Dieser wirkt als wichtiger Auslesefaktor in einer Population. Individuen mit einer schlechten Kondition gehen an Krankheiten zugrunde, werden von Räubern erbeutet oder verhungern und dienen dann als Aas anderen Tieren zur Nahrung. Das Einzeltier spielt in der Natur nur eine nachgeordnete Rolle. Wichtig sind das Überleben der Population und der mit dieser weitergegebenen Gene. Der Tod von einzelnen Individuen kann für die Population sogar von Vorteil sein. Wird die Nahrung knapp, haben die Individuen mit geringerer „Fitneß“ nur noch geringe Überlebenschancen (Schwächeparasiten, Beutegreifer, Krankheiten, Hungertod). Die vorhandene Nahrung kann dann von den Überlebenden besser genutzt werden. Die Dichte einer Wildtierpopulation ist also in erster Linie abhängig von der Nahrungskapazität ihres Lebensraumes.
An den Nahrungsmangel angepaßt
An den winterlichen Nahrungsmangel haben sich unsere wiederkäuenden Schalenwildarten seit Millionen Jahren sehr wohl angepaßt. Als Pflanzenfresser müssen sie in der Lage sein, die vegetationsarme Zeit zu überstehen: Alle Hirschartigen haben ihre Physiologie im Winter darauf abgestimmt, daß sie wenig oder keine Nahrung zu sich nehmen bei deutlich verringerter Bewegungsaktivität. […]
Gedanken machen!
Rehe im Winter mit stark eiweißhaltigem Kraftfutter zu füttern, ist nicht tierschutzgerecht! Rehe können hohe Eiweißgehalte nicht verwerten. Um Stoffwechselstörungen zu vermeiden, benötigen sie bei eiweißhaltiger Diät Stoffe, welche Eiweiße binden. Das sind zum Beispiel Gerbstoffe (Tannine), die zum Beispiel in Nadelbäumen vorkommen. Jeder mag sich seine Gedanken dazu machen. [ …]
„Tierschutz“ oder „Trophäenzucht“.
Somit ist das, was viele Jäger machen, eigentlich unnötig, nämlich bei hohen Schneelagen und bei tiefen Temperaturen regelmäßig mit ausgetüftelten Futtermischungen zu füttern. Die Behauptung, das Wild brauche es, weil die Tröge nach wenigen Tagen leer sind, geht ins Leere. Die Rehe fressen das vorgelegte Futter zwar, können es aber wegen ihrer Stoffwechselumstellung gar nicht verwerten. Wenn man uns ein Schälchen mit Salzmandeln hinstellt, langen die meisten von uns auch zu, obwohl wir eigentlich keinen Hunger haben. Allerdings verwerten wir diese zusätzliche Nahrung sehr viel besser als die Rehe, was mancher „Rettungsring“ beweist.
Aber zurück zur eigentlichen Frage. Die Notzeit für unser Rehwild liegt eindeutig in den Zeiträumen, wenn die Felder schlagartig abgeerntet werden und plötzlich keine Äsung mehr zu finden ist, gleichzeitig aber Reserven für die winterliche Ruhephase angelegt werden müssen. In dieser Phase muß das Wild ausreichend Äsung zur Verfügung haben. Hier liegt die Verpflichtung für uns Jäger, zusammen mit den Grundbesitzern für ganzjährige Nahrungsbiotope zu sorgen. […]