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Schlachthöfe: Antibiotikaresistente Keime

30.03.2022

Antibiotikaresistente Keime in Schlachthof-Abwässern

greenpeace.de: Recherchen belegen, daß mit Abwässern aus Schlachthöfen antibiotikaresistente Keime in die Umwelt gelangen. Das kann dazu führen, daß Antibiotika beim Menschen nicht mehr wirken.

Auf den ersten Blick sieht es ganz harmlos aus. Wasser plätschert aus einem schmalen Rohr in einen Fluß oder einen Bach. Doch die Proben, die Rechercheure und Rechercheurinnen von Greenpeace aus diesen Einleitungen genommen haben, sind alles andere als harmlos. Sie stammen aus verschiedenen Schlachthöfen in Deutschland und tragen antibiotikaresistente Keime in sich.

Das ist problematisch. Denn resistente Keime in der Umwelt gefährden die Wirkung von Antibiotika, dem wichtigsten Heilmittel im Kampf gegen bakterielle Infektionskrankheiten. Die Proben sind ein weiterer Beweis dafür, wie gefährlich die industrielle Massentierhaltung ist. „Schlachthöfe tragen dazu bei, daß Infektionskrankheiten immer schwerer zu behandeln sind“, sagt Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Christiane Huxdorff. „Wir alle sind von der ‚schleichenden Pandemie‘ der zunehmenden Unwirksamkeit von Antibiotika betroffen. Sie ist eine Folge der Massentierhaltung, die wir nur in den Griff bekommen, wenn deutlich weniger Tiere deutlich besser gehalten werden.“

Resistente Keime in fast allen Proben

Bei der Recherche wurden Abwasserproben aus vier Schlachtbetrieben in zwei Bundesländern genommen und analysiert. Unter anderem wurden Betriebe von Goldschmaus und Wiesenhof beprobt. Die Proben wurden an der Universität Greifswald analysiert.

35 der insgesamt 44 untersuchten Proben enthielten antibiotikaresistente Keime. Außerdem wurden in acht Proben Resistenzen gegen das wichtige Reserve-Antibiotikum Colistin nachgewiesen. Colistin ist eines der letzten Mittel gegen bestimmte Infektionskrankheiten beim Menschen. 

Die Behandlung einiger Infektionskrankheiten wird durch die Resistenzen immer schwerer und ist in verschiedenen Fällen schon gar nicht mehr möglich. In Europa sterben schon jetzt jährlich etwa 33.000 Menschen an einer Infektion mit antibiotikaresistenten Erregern. Mediziner und Wissenschaftler warnen längst vor einem „postantibiotischen Zeitalter“. Umso wichtiger ist es deshalb, dafür zu sorgen, daß diese Resistenzen erst gar nicht entstehen und sich verbreiten.

Schlachthof-Betreiber, Politik und Handel in der Pflicht

Greenpeace-RechercheurInnen nahmen die Abwasserproben im Januar und Februar 2022 und ließen sie an der Universität Greifswald analysieren. Alle beprobten Schlachtbetriebe leiten ihr Abwasser direkt in Gewässer der Umgebung ein und sind daher eindeutig als Verursacher der mikrobiellen Belastung des Wassers auszumachen. Kulturpflanzen können mit diesem Abwasser in Berührung kommen. So können die Keime in Nahrungsmitteln und Tierfutter landen. ..

Mit den Ergebnissen der Analysen belegt Greenpeace, daß nicht nur mit der Gülle aus den Ställen gefährliche resistente Keime in der Umwelt verbreitet werden, sondern auch über Abwasser. „Die massenhafte Produktion von Billigfleisch gefährdet nicht nur die menschliche Gesundheit durch die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen. Sie verursacht massenhaftes Tierleid, zerstört die Artenvielfalt, heizt die Klimakrise an und verstärkt durch die Verfütterung von wertvollem Getreide wie Weizen den Hunger in der Welt“, so Huxdorff. „Das System Billigfleisch gehört abgeschafft. Die Politik ist in der Pflicht, das zu regeln, mit strengen Vorgaben und Kontrollen und einer klaren Strategie zur Reduktion der Tierzahlen. Aber auch der Handel und die Gastronomie müssen ihrer Verantwortung gerecht werden und Billigfleisch nicht mehr anbieten.“

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