Ein Plädoyer für den Noriker
Von Dr. Franz-Joseph Plank, Obmann ANIMAL SPIRIT: "Soeben zurückgekehrt von einem Kurzurlaub mit Wandern auf wunderschönen Kärntner Almen möchte ich hiermit meine Eindrücke teilen. Auf den österreichischen Almen mit Hunderten Hektar Weideland, nur begrenzt durch ein paar Weidezäune, scheint die (Tier-)Welt noch in Ordnung zu sein: Mutterkühe mit ihren genüßlich am dicken Euter saugenden Kälbern, spielende Kälbergruppen, Jungvieh vor prächtiger Bergkulisse, Quellen und kleine Bäche, sogar noch nach dieser langen Trockenperiode. Und daneben immer wieder Gruppen von grasenden Noriker-Herden: Wallache, Stuten, teilweise mit halbwüchsigen Fohlen, ebenfalls noch gelegentlich am Euter der Mutter saugend. Und was besonders bei dieser Pferderasse auffällt: Wohl keine andere ist dem Menschen so zugetan, so extrem sanftmütig, so ruhig und gelassen, so liebevoll wie diese alte Gebirgs- und Kaltblutrasse Noriker. Das habe ich diese paar Tage auf den Almen wieder und wieder erleben dürfen (siehe auch dieses kurze Youtube-Video). Die Kehrseite der Medaille
Die Idylle währt meist nur einen Sommer lang
Und hier kommt die „Kehrseite der Medaille“: Genau diese wunderbaren Eigenschaften haben dieses schöne, intelligente, liebevolle Tier eben auch zum „Nutztier“ gemacht, was letztlich so viel heißt wie brutale Trennung, Streß, Schmerz, Leid, endlose Transporte und tausendfacher Mord am Schlachthof. Jedes Jahr Ende August, September und Oktober – wir haben darüber schon dutzendfach berichtet – werden diese sanften Tiere vom Paradies der Almen heruntergetrieben und es beginnen wieder die unseligen, unbeschreibbaren Pferde-Auktionen, wo ein Großteil der knapp halbjährigen Pferdekinder zum Kilo- bzw. Schlachtpreis an meist skrupellose österreichische oder italienische Pferde- („Vieh“-) Händler verhökert werden. Jedes Jahr dasselbe traurige Schauspiel mit den Noriker- oder Haflinger-Fohlen, sei es in Traunstein, Rottenbuch, Regen oder Miesbach (Bayern), in Weyer oder Stadl Paura (OÖ), in Abtenau, Mauterndorf oder Maishofen (Sbg.), in Feldkirchen, Feistritz oder Gmünd (Ktn.), in Rotholz oder Ebbs (Tirol). Jedes Jahr dasselbe Wiehern und Schreien, wenn sie stundenlang angebunden in der Hitze oder auch bereits Nässe und Kälte stehen müssen, wenn die Kinder erstmals von ihrer Mutter getrennt werden, wenn sie dann mit mehr oder weniger „sanfter Gewalt“ auf die oft überfüllten Transport-LKWs getrieben werden, plötzlich gemeinsam mit fremden Leidensgenossen, denen alle das gleiche Schicksal bevorsteht: stunden- wenn nicht tagelanger Transport nach Süden, das Ausladen in einem Zwischenmaststall in Italien und letztlich der Weg zum Akkord-Schlachthof. Dort unterscheidet den sanften Noriker dann nichts mehr von anderen „Nutztieren“ wie Kalb, Mastrind, Schwein oder Geflügel: es zählt nur mehr die „Schlachteinheit“ pro Stunde, der „output“ an verwertbaren, profitbringendem Fleisch, das vor kurzem noch Teil eines lebenshungrigen, liebesbedürftigen und leidensfähigen Geschöpfes gewesen ist...
Zuchtverbände fördern "Vermehrung für den Schlachthof"
Keine Chance: Fünf Männer gegen ein Fohlen
Die Zuchtverbände, die an diesem brutalen Geschäft – neben den Händlern, Transporteuren, Mästern und Schlachthöfen – am meisten profitieren, betonen immer wieder, daß speziell der Noriker als „alte, aussterbende Haustierrasse“ durch hohe Zuchtzahlen erhalten und finanziell gefördert werden müsse, da sie sonst vom Aussterben bedroht sei. Somit fliessen nach wie vor über diverse Förderungen und Prämien (vom Zuchtverband, von der AMA bzw. EU) aus unseren Steuergeldern Zigtausende Euro in die Zucht und somit Überproduktion der Fohlen. Nichts gegen die Erhaltung dieser wunderbaren Rasse (siehe oben), aber nicht um den Preis des jährlichen tausendfachen Massenmordes an diesen wunderbaren Tierkindern! Nicht genug, daß fast die Hälfte des gesamten EU-Budgets in die Subventionierung der „Landwirtschaft“ (besser Agrarindustrie) fließt, werden auch eklatante Tierquälereien immer noch mit unseren Steuergeldern zwangsweise mitfinanziert: Die Zucht der spanischen Kampfstiere, tagelange Tiertransporte, Mega-Schlachthöfe, Intensiv- und Massentierhaltung innerhalb und sogar außerhalb der EU (siehe auch http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/06/18/eu-218-millionen-aus-steuermitteln-fuer-massen-tierhaltung/ ). All diese Abermillionen könnten genauso gut in sinnvolle Projekte, in vermehrte Förderung von wirklich artgerechter Tierhaltung oder eben auch in die Erhaltung der Noriker-Rasse investiert werden, ohne daß sie im Kindesalter massenweise umgebracht werden müßten. Schließlich hat man in unserer "Zivilisation" ja auch irgendwann einmal erkannt und somit verboten, daß man keine anderen Menschen, Hunde, Katzen oder Menschenaffen umbringen und aufessen darf! Wann wird das auch endlich beim "zweitbesten Freund des Menschen" soweit sein?"
Neue Petition "Stoppt subventionierte Züchtung und Schlachtung"
Noch glücklich auf der Alm: Nori-Fohlen und Mutter
Nachdem unsere bereits 2010 von 5000 Personen unterschriebene Petition "Stopp der Fohlenzucht für den Schlachter" damals von unserem ÖVP-Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich "nicht einmal ignoriert" worden ist (siehe HIER), unterstützen wir jetzt die ähnliche deutsche Petition "Stoppt die subventionierte Züchtung und Schlachtung von Fohlen" auf change.org an das EU-Parlament und die deutsche Agrarministerin Ilse Aigner: „Durch EU-Subventionen für Pferdezüchter und unter dem Deckmantel der Erhaltung seltener Haustierrassen werden in Deutschland und den Nachbarländern jährlich Tausende Fohlen, in Österreich v.a. Haflinger- und Norikerfohlen, gezüchtet. Aber 90% dieser gezüchteten Pferde, die den gängigen Schönheitskriterien nicht entsprechen und durch ein Überangebot auf dem Markt keinen Abnehmer finden, werden im zarten Alter von 3-6 Monaten der Mutter entrissen und zu Schleuderpreisen an Schlachter verkauft.
Oftmals folgt ein qualvoller Langstreckentransport zu den Mastanlagen nach Süditalien, bei dem die Tiere meist nicht einmal mit Wasser versorgt werden und viele der ängstlichen Jungtiere Verletzungen erleiden. In den Mastanlagen werden die jungen Fohlen in Anbindehaltung und ohne Bewegung und Tageslicht gehalten bis zu ihrer oft qualvollen Schlachtung im Akkord….“. HIER gehts zur Petition