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Kranke Meere

20.04.2021

Überfischte und verschmutzte Meere

prowildlife.de: Unser Planet ist blau: Mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche ist mit Wasser bedeckt, 97 Prozent davon sind Salzwasser. Auch wenn die Weltmeere und die Ressourcen darin unendlich erscheinen, zeigt der seit Jahrzehnten andauernde Raubbau dramatische Folgen: Ein Drittel der weltweiten Fischbestände sind bereits überfischt, marine Ökosysteme kollabieren vielerorts, Plastikmüll vergiftet Meeresbewohner oder läßt sie qualvoll verhungern.

Fatale Folgen der Überfischung

Weltweit werden jährlich etwa 179 Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte angelandet, die Hälfte davon noch immer als Wildfang aus dem Meer. Vor allem im Mittelmeer, dem Schwarzen Meer und im gesamten Atlantik ist laut einer Studie der Welternährungsorganisation FAO die Überfischung am dramatischsten. Wirtschaftlich wertvolle Arten wie Sägerochen oder Makohai werden systematisch in die Ausrottung getrieben. Einige Fischereimethoden haben zudem horrende Beifangquoten – der ungewünschte mitgefangene Fisch wird entweder wieder über Bord geworfen (mit einem Großteil der Fische bereits erstickt, zerdrückt oder schwer verletzt) oder zu Fischmehl verarbeitet. Somit wird oft nicht nur die gewünschte Art überfischt, sondern das ganze Ökosystem stark beschädigt.

Desaströse Subventionspolitik fördert Überfischung

Fast zwei Drittel der weltweit auf mehr als 22 Milliarden Euro geschätzten Subventionen für die Fischerei fördern Maßnahmen, die die Fangkapazitäten weiter erhöhen und so die Überfischung der Meere noch weiter befeuern. Hierzu gehören u.a. Förderungen von Hochleistungs-Fischtrawlern und industriellen Fischernetzen, aber auch Kraftstoff-Zuschüsse, die auch das Fischen in weit entfernten Gewässern erlauben. Lokale Küstenfischer in Entwicklungsländern können mit diesen Techniken nicht mithalten und gehen leer aus.

Jagd auf Haie

Haie und die nahverwandten Rochen haben eine Schlüsselrolle im Ökosystem Meer, die meisten großen Haiarten stehen an der Spitze der Nahrungspyramide und sie sind ein Indikator für die Gesundheit der Meere. Dennoch werden sie erbarmungslos verfolgt – als vermeintlicher Menschenkiller, aber auch vor allem, weil Haiflossen und Rochenreusen in der asiatischen Küche und Medizin sehr begehrt sind. In den letzten 50 Jahren hat sich die Haifischerei nahezu verzwanzigfacht, mit katastrophalen Folgen für die Bestände: Die Bestände der Hai- und Rochenarten auf hoher See sind seither um 71 Prozent zurückgegangen.

Vermüllte Meere

Bis zu 80 Prozent des Meeresmülls wird heute vom Land eingetragen und die Menge steigt rasant: Aktuell beträgt der Eintrag von Plastik in die Meere geschätzte 4-13 Mio. Tonnen jährlich; das entspricht einer LKW-Ladung pro Minute. Und binnen der nächsten Jahre könnte sich das noch verzehnfachen. Über die gesamte Nahrungskette der Ozeane läßt sich Plastik inzwischen nachweisen und reichert sich in den Organismen an.

Bilder von verhungerten Seevögeln, Delfinen oder Meeresschildkröten, deren Mägen randvoll mit Plastikmüll waren, schockieren – doch sie zeigen nur den Gipfel des Eisbergs. Die EU ist nach China der zweitgrößte Plastikproduzent. Zwar hat die EU ab 2021 bestimmte Einwegplastikartikel verboten und die Auflagen für ihre Plastikmüllexporte verschärft. Aber letztlich reicht dies nicht aus. Es bleibt inakzeptabel, daß die Verantwortung für den hier produzierten Müll abgeschoben wird. Reduce – Reuse – Recycle muß die Reihenfolge sein, also 1) weniger Plastik verwenden 2) wiederverwenden und dann erst 3) Recycling als letzte Option.

Tierschutz-Themen: