Gnadenhof Engelberg: „Natürlich darf der Herbert zu uns“
Gnadenhofleiterin Marion schreibt: „Das Telefon läutet, am Apparat ist eine Dame, die um Aufnahme eines kleinen Schafbocks bittet. Herbert, so heißt er, sei eine Handaufzucht. Er wurde von seiner Mama nicht angenommen und deshalb liebevoll von der Mutter des Schafzüchters aufgezogen. Der Schafzüchter möchte gesundheitsbedingt mit der Tierhaltung aufhören und nun werden geeignete Plätze für alle Tiere gesucht. Herbert hatte das Glück, daß er wegen seines Sonderstatus – Handaufzucht und kastriert – auf einen Lebensplatz sollte. Herbert ist ein sehr zutraulicher dunkelbrauner Schafbock und er genießt sein Leben in unserer doch bereits sehr großen Schafherde (siehe Foto).
Traurig stimmt mich bei diesen Tierübernahmen immer nur, daß die restlichen Böcklein allesamt ein schreckliches Schicksal erwartet. Herbert hatte großes Glück, daß er von seiner Mama nicht angenommen wurde und so den Vorteil einer Sonderaufzucht und dadurch einen Lebensplatz erhalten hat. Aber warum wird immer noch wie wild gezüchtet? Wer ißt schon kleine Lämmchen? Und warum züchten wir für den Export? Können wir die Pflege der Almen nicht ohne Tierzucht und damit unweigerlich folgender Tierquälerei und Massentötungen bewerkstelligen? Muß denn jährlich unbedingt nachgezüchtet werden und das, obwohl wir nicht wissen, wohin mit den vielen Lämmern – außer zu den türkischen Schächtern oder auf tagelange Transporte bis nach Afrika?
Wenn sie unbedingt als „Landschaftspfleger“ benötigt werden, muß ja nicht jedes Jahr Nachwuchs produziert werden. Vielleicht wäre es zukünftig besser, unseren Bauern die Subventionen nur für die Landschaftspflege auszuzahlen, ohne die damit verbundene Tierhaltung. Wenn sie ihr unnötiges „Hobby“ Tierzucht unbedingt betreiben wollen, sollen sie es auch aus der eigenen Tasche finanzieren - keine Steuergelder für die mit Quälerei und Tötung verbundene Tierzucht. Es würde den Tieren viel Leid erspart bleiben, Ressourcen sparen und die Umwelt schonen.“