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Abschied vom Ochsen Berti

18.12.2019

Trauriger Abschied von unserem sanften Riesen Berti

Gnadenhofleiterin Anita schreibt: „Dreizehn wunderbare Jahre durften wir unseren Lebensweg mit diesem wunderbaren, unglaublich sanftmütigen „Goliath“ teilen. Wir können uns an keine Gegebenheit erinnern, bei der Berti mit seinen gewaltigen Hörnern jemals gefährlich worden wäre. Er war einer der ersten Gnadenhofschützlinge, den wir 2006 auf unseren Hof in Esternberg, kurz nachdem wir ihn erworben hatten, aufgenommen haben. Er hatte das große Glück, daß ihn Tierfreunde von einem Landwirt freikaufen konnten - das hat ihn vor dem grausamen Schicksal bewahrt, als Maststier in einer Tierfabrik, danach womöglich auf einem Transport nach Nordafrika und letztlich im Schlachthof zu landen…

Wir können uns noch sehr gut an den kleinen Braunvieh-Stier erinnern: Als er am Gnadenhof

ankam, konnte er schlecht laufen, was die Folge von der Spaltenbodenhaltung war. Die erste Zeit durfte das liebe kleine Kälbchen bei uns am Hof mit den Pferden und Eseln unter ständiger Beobachtung mitlaufen. Das Kälbchen wurde größer und immer öfters rannte er zu unserer Rinderherde in den Offenstall hinunter. Die Zeit war gekommen, unseren kleinen Liebling zu seinen Artgenossen zu geben, vorher wurde er natürlich noch kastriert.

Berti entwickelte sich gut, er wurde ein gewaltiger, großer und friedvoller Ochse, der die Führung der Herde übernahm. Es folgten wunderschöne Jahre in Freiheit auf unseren ausgedehnten Weiden und einer gemütlichen Offenstallung.

Er liebte die Liebkosungen von uns, zu denen er sein mächtiges Haupt neigte und sich zwischen den Hörner kraulen ließ. Allein der Blick in seine sanftmütigen, leuchtenden braunen Augen machte den Tag zum Geschenk. Alle Besucher, vor allem die Kinder, waren immer sehr berührt von diesem sanften Geschöpf, denn wo kann man schon einen so großen Ochsen streicheln?

Schon vor vier Jahren bangten wir um Bertis Gesundheit, da er von einer heimtückischen Klauen-Krankheit befallen wurde, die man nur schwer in den Griff bekommt. Hier gebührt ein besonderer Dank unserem Mitarbeiter Josef, der unermüdlich um Berti gekämpft hat, denn es ist kein leichtes Unterfangen, einen 900 kg schweren Koloß einzufangen, um ihm jeden zweiten Tag die verordnete Medikamentendosis zu verabreichen. Er hat die Krankheit zwar überstanden, aber sein Gesundheitszustand hat sich im Lauf der Jahre nicht mehr so gut erholt. Die letzten Monate merkte man ihm seine Schwächen schon an. Alles was an tierärztlicher Hilfe möglich war, wurde ihm zuteil. Aber die letzten Tage mußten wir uns schweren Herzens eingestehen, daß er nicht leiden sollte. Sein Blick war müde und traurig, die Augen hatten das Leuchten verloren. Die Zeit des Abschieds war gekommen, aber er durfte in Ruhe ohne Hektik bei seinen Artgenossen einschlafen, sein langjähriger Betreuer Josef war bis zum letzten Atemzug bei ihm. Ich konnte das nicht ertragen und bin vorher nochmal zu meinem geliebten Freund gegangen, um ein letztes „Pfiadi Berti“ zu sagen. Er neigte sein Kopf ganz tief, ließ sich lange zwischen seinen Hörnern kraulen, noch einmal in seine wunderbaren Augen sehen. Sehr, sehr traurig bin ich von ihm gegangen, wohl wissend, daß wir beide das gleiche gespürt haben.

Berti mach`s guad, es war schee mid Dir!“

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