Gnadenhof Engelberg: Shanti, stolz und wild
„Mein Name ist Shanti und ich bin ein Kamerun Schaf. Kamerun Schafe sind eine genügsame und anspruchslose Rasse aus den Weiten Kameruns. Ich selbst komme nur aus Oberösterreich: Ganze 4 Jahre lebte ich...
Gnadenhof Engelberg: Shanti, stolz und wild
„Mein Name ist Shanti und ich bin ein Kamerun Schaf. Kamerun Schafe sind eine genügsame und anspruchslose Rasse aus den Weiten Kameruns. Ich selbst komme nur aus Oberösterreich: Ganze 4 Jahre lebte ich frei und wild. Kein Zaun und kein Gatter schränkten mich ein. Ein schönes Leben, aber auch einsam. Allein streifte ich umher und fand einen Platz in der Nähe eines Bauernhofes, der mir gut gefiel. Folglich blieb ich.
Eine wunderschöne Wiese, durchzogen von einem Bächlein, ganz nahe am Waldrand. Der Bauer, der den Hof bewirtschaftete, versuchte mich einzufangen, was immer mißlang. Schließlich sind wir sehr intelligente und behende Tiere. Irgendwann akzeptierte er mich auf seinem Grund und Boden und stellte mir sogar einen kleinen und einfachen Unterstand zur Verfügung. Er hatte wohl Mitleid mit mir, wenn es kalt war und regnete und ich tropfnaß und frierend unter den Bäumchen kauerte.
Die Sommer waren schön, in totaler Freiheit, aber auch gefährlich, die Winter waren kalt, lang und einsam. Wenigstens brachte mir der Bauer Heu, sodaß ich nicht zu hungern brauchte, doch die Einsamkeit ist für Herdentiere schwer zu ertragen. So vergingen die Tage im Wechsel der Jahreszeiten. Irgendwann wurden die Hofbesitzer meiner überdrüssig. Ich fraß ihr Gras und trampelte auf ihren Wiesen herum. Auf Dauer wollten sie das nicht akzeptieren. Ich sollte weg! Was tun?
Da ich mich nicht einfangen ließ, blieb vielleicht am Ende nur der Jäger? Ich möchte gar nicht weiter darüber nachdenken! Gott sei Dank wurden die Leute vom nahegelegenen Gnadenhof von „Animal Spirit“ auf „meinen Fall“ aufmerksam und beschlossen zu helfen. Sie wollten mich einfangen und auf ihrem Gnadenhof bei den anderen Schafen unterbringen.
Schon kurz darauf brachten sie einen Pferdeanhänger und stellten ihn neben meiner Hütte ab, sodaß ich mich daran gewöhnen konnte. „Komisches Ding“ dachte ich anfangs, doch es schien nicht weiter gefährlich, also ignorierte ich es. Bald kamen die Leute wieder, diesmal waren es mehr, und sie fingen an, mich einzukreisen, um mich zu fangen. Langsam, Schritt für Schritt drängten sie mich zurück, bis ich in meinem kleinen Unterstand gefangen war, und da erst merkte, daß ich in der Falle saß. Jetzt konnten sie mich fixieren und in den Pferdeanhänger bugsieren. Ich war ziemlich in Panik, als sich die Tür schloß und der Boden plötzlich zu schaukeln begann.
Wir fuhren Richtung Gnadenhof Engelberg. Dort angekommen, öffnete sich die große Tür des Pferdeanhängers und ich sauste wie ein geölter Blitz hinaus, und... war schon wieder gefangen! Ich befand mich in einem kleinen Paddock. Kein Problem... ich kletterte praktisch durch die Streben des Zaunes hindurch und befand mich, ich traute meinen Augen nicht, unter ca. 50 Schafen unterschiedlichster Rassen. Und eine wunderschöne große Wiese stand auch zur Verfügung.
Nach einer Weile ließ das Interesse der anderen an mir nach und meine Kollegen gingen zum Alltagsgeschäft über. Sie lagen auf der Wiese oder in dem Stall, fraßen Heu und schienen ohne Sorgen und Problemen zu sein. Heu gabs anscheinend reichlich, es gab eine Wasserstelle, ich schaute mir alles in Ruhe an und befand, hier könnte es schon ziemlich angenehm und entspannend sein.
Und jetzt, einige Wochen später bin ich schon voll integriert in „meine Herde“. Endlich habe ich Freunde und ein Leben ohne Gefahren und Einsamkeit. Anmerken muß ich allerdings, daß ich wohl die „Schönste“ in der ganzen Gemeinschaft bin und ich versuche stets meinen Rang zu verbessern, vielleicht kann ich irgendwann hier die „Chefin“ sein… Aber jetzt bin ich dankbar für ein behütetes und sorgenfreies Leben in der Gruppe.
Mein Dank geht an die Leute von Animal Spirit. Ich suche noch Paten, um meinen Rettern zu danken und ihnen etwas zurückgeben zu dürfen. Dann kann noch vielen anderen Tieren, die sich in mißlichen Lagen befinden, geholfen werden. Gerne würde ich Euch dann auch kennenlernen und ihr seid herzlich eingeladen mich zu besuchen.“
Eure „stolze“ Shanti